Mit Wenig zum Wesentlichen

Das skulpturale Werk von Gabriela von Habsburg

No. 02/2016

Gabriela von Habsburg, Monument to the 3 Powers in the State, 2009, Tiblisi, Georgien Foto: © Gabriela von Habsburg

Gabriela von Habsburg, Monument to the 3 Powers in the State, 2009, Tiblisi, Georgien Foto: © Gabriela von Habsburg

Die Stahlbildnerin Gabriela von Habsburg führt mit ihren meist monumentalen Skulpturen nicht nur die Schönheit des Materials Edelstahl vor, sondern sieht ihre Kunst auch als nonverbalen Beitrag im politischen Diskurs. „Kunst und Politik widersprechen sich nicht, Kunst im öffentlichen Raum hat eine Verantwortung“, sagt die Künstlerin, deren Werke in Museen, vor allem aber auf prominenten Plätzen von Metropolen in Amerika, Europa und Zentralasien zu finden sind.

Viele Arbeiten der Bildhauerin nehmen Bezug auf politische Ereignisse. Die außergewöhnliche Denkmalskulptur im ungarischen Sopron oder das steinerne Rosendenkmal von Tiflis – eine Hommage an die unblutige Revolution dort – greifen beispielsweise das Motiv des Falls des Eisernen Vorhangs auf. Eine Thematik, die nicht zuletzt der jahrelangen Rolle Habsburgs als Botschafterin der Republik Georgien in Berlin geschuldet ist.

Wie die Skulptur des Ägyptischen Museums München vor der Pinakothek der Moderne zeigt, ist Gabriela von Habsburg zudem wichtig, ihre Arbeiten auch immer in Bezug zur Umgebung zu setzen, den Raum sichtbar zu machen und zu betonen. In diesem Zusammenspiel und auch innerhalb der Kunstwerke schwingen die Ideen von Bildhauern wie Alexander Archipenko, Jacques Lipchitz oder Pablo Picasso mit, die mit Aushöhlungen und Aussparungen der Leere einen Stellenwert gaben.

Gabriela von Habsburgs Arbeiten werden von einem reduzierten Formenvokabular bestimmt, das sich vornehmlich auf Dreieck, Kreis, Halb- kreis, Segment und wenige andere geometrische Figuren beschränkt. So erscheint es nur konsequent, dass die Künstlerin vorhat, mit ihren Skulpturen auch in Japan präsent zu sein. „Mit meiner Formensprache fühle ich dort manchmal eine Verwandtschaft zur minimalistischen Zen-Kunst. Mich inspirieren die Kultur und die Ausdrucksweise, die sich mit sparsamen Mitteln zum Wesentlichen äußert.“ Bei all ihren Objekten nimmt sie jeden Arbeitsschritt selbst vor, gemeinsam mit etlichen Mitarbeitern baut sie die monumentalen Werke in einer großen Halle einer Edelstahl verarbeitenden Firma.

Der umfangreiche Katalog vereint einen so noch nie gezeigten Werkkomplex aus ihrem Œuvre der letzten 20 Jahre. Dass die dreidi- mensionalen Meisterstücke auch im zweidimensionalen Medium des Buches so meisterhaft präsentiert sind, ist dem Fotografen und Fotodesigner Raphael Lichius zu verdanken. Eine Reihe von Lithografien, welche die Entstehungsprozesse dokumentieren, begleitende Texte sowie Aufnahmen aus der Werkstatt der Künstlerin runden diesen Band ab. um

Zorn, Elmar: Gabriela von Habsburg 2016-1996

Gabriela von Habsburg 2016–1996
Hrsg. von Elmar Zorn 
Text: Deutsch/Englisch 
Hirmer Verlag € 39,90