Leitner-Gründberg

Lebensgefühl in Form und Farbe

No. 01/2023

Zu einer Zeit, als die Malerei für tot erklärt wurde, begann der österreichische Künstler Rudolf Leitner-Gründberg (*1955) unbeirrt seinen Traum zu verfolgen. In den 1970er Jahren studierte er in Wien an der Hochschule für Angewandte Kunst bei Oswald Oberhuber und Bazon Brock Malerei und ist seither fasziniert von der „unmittelbaren Umsetzung von einer Vision und einem Lebensgefühl in Form und Farbe“.

Rudolf Leitner-Gründberg, Es erfüllte mich ein unfassbar wunderbarer Gedanke, II, 2020 © Rudolf Leitner-Gründberg, Foto: Barbara Leitner-Szapáry

Leitner-Gründbergs Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld von Malerei, Zeichnung, Objekt und rauminstallativem Werk. Sie lassen sich nicht im herkömmlichen Sinne nach kunsthistorischen Kriterien wie abstrakt, gegenständlich, expressiv, gestisch, poetisch oder sachlich einordnen. Der Künstler folgt nach eigener Aussage seiner Intuition und Vision, er fühlt sich nicht an die „Erkenntnisse und daraus ergebenen Verpflichtungen der Moderne gebunden“, wie es im Vorwort der Monografie Rudolf Leitner-Gründberg. Labor des Glückes heißt. Die vorrangigen Sujets seiner Werke sind Mensch, Natur und Kosmos, vor allem aber widmet er sich den Aspekten der Zeit und Zeitlichkeit, was sich nicht zuletzt darin widerspiegelt, dass er über Jahrzehnte hinweg Themen und Malweisen immer wieder aufgriff und in neue Zusammenhänge stellte. Beispielhaft hierfür ist die Verwendung des Blattgoldes als Metapher für Zeitlosigkeit und Unvergänglichkeit. Seit Kindheitstagen fasziniert ihn dieses Material, frühe Versuche in den 1970er und 80er Jahren, Gold in seine Malerei zu integrieren, scheiterten. Nach Jahren, die von dunkler Farbpalette bestimmt waren, entdeckte er um 1998 eher zufällig das Blattgold für sich und schuf in Verbindung mit den Farben Rot, Gelb, Weiß und Blau Bilder voller vibrierender Sinnlichkeit und Schönheit. Diese Werke lassen nachvollziehen, dass Leitner-Gründberg feststellt: „Für mich ist Malerei ein Erotikum, auch wenn ich fast keine erotischen Motive habe, immer ist sie erotische Empfindung.“

Dem Künstler und dem Herausgeberteam Barbara Leitner-Szapáry und Carl Aigner ist es im Zusammenspiel vortrefflich gelungen, mit der Werkmonografie Rudolf Leitner-Gründberg. Labor des Glückes einen umfassenden Überblick über vier Jahrzehnte künstlerischen Schaffens zusammenzustellen und dem Betrachter eine faszinierende „Sehreise“ zu schenken. Der opulente, aufwendig gestaltete Band mit integrierter englischer Zusammenfassung der Texte ist im Hirmer Verlag erschienen. cv

Cover für Rudolf Leitner-GründbergLabor des Glücks
Rudolf Leitner-Gründberg
Hrsg. von Carl Aigner, Rudolf Leitner-Gründberg, Barbara Leitner-Szapáry
368 Seiten, 256 Abbildungen in Farbe
Premiumausgabe:
Leinen mit Schutzumschlag

Hirmer Verlag € 49,90