Kosmos Arnulf Rainer

„Ich brauche Existierendes, das ich bestalte“

No. 01/2023

Ungewohnt farbintensive Übermalungen zeigte das Arnulf Rainer Museum in Baden bei Wien in seiner Ausstellung Arnulf Rainer. Rosa Rot Himmel Blau bis Februar dieses Jahres. Zu sehen waren Werkserien des österreichischen Malergenies aus den 1980er und 90er Jahren. Sie kreisen um existenzielle Fragen zu Natur, Kosmos und Schöpfung und finden ihre malerische Resonanz in der gewaltigen Kraft der Farbe. Der jetzt erschienene Katalog zur Ausstellung gewährt einen variantenreichen Blick auf das Œuvre des Meisters der Übermalung.

Arnulf Rainer, ein Engel erscheint, ca. 1992 © Arnulf Rainer. Foto: Christian Schepe

Kurator der Ausstellung war Helmut Friedel, langjähriger Vertrauter Rainers und ehemaliger Leiter der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München. Ihm ist es gelungen, 115 bisher noch nie gezeigte Werke aus dem Atelier des Künstlers im denkmalgeschützten Frauenbad, das heute das Rainer Museum beherbergt, effektvoll in Szene zu setzen. Dabei offenbart sich die ungeheure Vielseitigkeit im Werk des grundsätzlich in Serien arbeitenden Künstlers: Geologica, Mikrokosmos, Makrokosmos oder Engel heißen Werkreihen, die im Katalog vorgestellt werden. In ihnen wählt Rainer unter anderem reizvolle Textilreste, deren Webmuster durch präzise gesetzte Farbschüttungen besonders hervortreten und so den Gesamtcharakter der Bilder prägen. Eine besondere Stofflichkeit zeichnet diese Übermalungen aus, eine haptische Qualität, die dem Engelsthema in seiner Sinnlichkeit besonders entgegenzukommen scheint. Die Überzeichnungen der Motive von Francisco di Goya und Camille Corot dagegen sind gestisch dicht und spiegeln in Schwarz und Blau die gedämpfte Farbigkeit bzw. den inhaltlich düsteren Charakter der kunsthistorischen Vorlagen. ck

Cover für Arnulf RainerArnulf Rainer
Rosa Rot Himmel Blau
Helmut Friedel
Hrsg. von Hannelore Ditz, Clara Ditz-Rainer, Studio Arnulf RainerText: Deutsch/Englisch
176 Seiten, 171 Abbildungen in Farbe

Hirmer Verlag € 39,90