Künstlerbande

Die Freundschaft von August Macke und Franz Marc

No. 01/2015

„Wie werde ich mich freuen, wenn es uns einmal gelingen sollte, Bild an Bild nebeneinander auszustellen“, schrieb Franz Marc seinem neu gewonnenen Freund August Macke 1910, nachdem er den Künstlerkollegen mit seiner Ehefrau Elisabeth in dessen Haus am Tegernsee besucht hatte. Dieser Wunsch wurde ihm nun nach über 100 Jahren mehr als erfüllt, denn in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn präsentiert das Lenbachhaus im Kunstbau nicht nur ein großes Konvolut an Gemälden vor und während ihrer gemeinsamen Schaffensperiode, sondern auch Aquarelle, Zeichnungen, Skizzenbücher, kunstgewerbliche Objekte und private Dokumente.

Franz Marc, Der Tiger, 1912 © Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München

Franz Marc, Der Tiger, 1912 © Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München

Die Begegnung am 6. Januar 1910 war der Beginn einer tiefen Freundschaft. August Macke besuchte spontan den Malerkollegen Franz Marc, nachdem er dessen Bilder in der Münchner Kunsthandlung gesehen hatte. So unterschiedlich die Malerkollegen vom Temperament her waren – Macke war lebensfroh und spontan, Marc dagegen geistig orientiert und nachdenklich – so sehr verhalfen sie sich gegenseitig zu neuen Schritten. „Da kam ihm endlich Hilfe“, kommentierte Maria Marc das Eintreten des Freundes in das Leben ihres Mannes, den Macke aus einer Schöpfungskrise befreite, indem er ihm zur Farbe verhalf. Und Franz Marc wiederum revanchierte sich mit Kontakten in die Kunstszene, die Mackes Schaffen beflügelten.

Vier Jahre sollte das gemeinsame Schaffen währen – und durch beider Tod im Ersten Weltkrieg abrupt enden. Anlässlich des 100. Todestages von August Macke widmet das Lenbachhaus in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Bonn „den engsten Freunden unter den Blauen Reitern“ eine umfassende Schau. Eine Fülle an hauseigenen Exponaten und internationalen Leihgaben sowie eine sensible Ausstellungsführung ermöglichen dem Besucher einen Einblick in die künstlerische und menschliche Seite zweier Maler, deren Ehefrauen über deren Tod hinaus eng verbunden blieben. Ob Meisterwerke wie Tierbilder, Straßenszenen oder gegenseitige Porträts – die 200 Exponate machen sowohl die Entwicklung jedes Einzelnen, aber auch das Zusammenspiel beider Künstler erfahrbar und werden in den Kontext einflussnehmender Kunstströmungen wie Kubismus, Futurismus, Orphismus und Abstraktion gestellt. Nicht zuletzt wird der Fokus auf die Reisen, Besuche und Geschenke gelenkt, die auch Mackes Söhne sehr gefreut haben dürften. Diese Freude teilen wir gern, wenn wir das Blaue Pferdchen, Kinderbild betrachten, das Franz Marc 1912 „Dem lieben Walterchen zum Geburtstag“ schenkte, den er scherzhaft den „jüngsten Blauen Reiter“ nannte. af

August Macke und Franz Marc
Bis 3. Mai 2015 Kunstbau im Lenbachhaus, München
Katalog Hatje Cantz € 39,80