Klug und mit schwarzem Humor

No. 01/2021

Ruth, „die archetypische Erfolgsfrau … mager bis an die unterste Grenze des Vertretbaren“, und ihr Vater Maximilian, „ein leerer Wüstenplanet, auf dem orangefarbener Sand sich zu fantastischen Verwehungsformationen anhäuft“ – in Olga Flors Roman Morituri bekommen alle ihr Fett weg.

Olga Flor wurde 1968 in Wien geboren und studierte in Graz Kunstgeschichte und Physik. Sie schrieb mehrere Romane und Theaterstücke und schaffte es 2017 mit Politik der Emotion, in dem sie gegen populistische Stimmungsmache Position bezieht, auf die Shortlist des Österreichischen Buchpreises.

Bei der Lektüre ihres Romans Morituri werden wir an die unsäglichen Possen erinnert, die uns die österreichische Politik immer wieder beschert. Da war zum Beispiel 2018 der Auftritt Putins bei der Hochzeit der Außenministerin Karin Kneissl in der Steiermark. Eine unangenehme Servilität offenbarte sich hier in voller Blüte. Auch die Romanfiguren von Flors Politkrimis zeigen neben Gier, Neid und Rücksichtslosigkeit eine Unterwürfigkeit, die uns schaudern macht. Denn die Realität hat so die Fiktion eingeholt und lässt nichts Gutes hoffen.

Flor vertröstet jedoch mit scharfsinnigen Apercus und bitterbösen Einsichten. Es geht ums Betrügen und ums Betrogen werden, klug und mit schwarzem Humor präsentiert. Böse und gleichzeitig brillant ist bereits der Titel: „Ave Caesar, morituri te salutant!“ – „Heil dir, Caesar, die Todgeweihten grüßen dich!“, lautete der Gruß der Gladiatoren, die hier zeitgenössisch interpretiert werden. Der bisweilen zu kratzbürstige Ton der Erzählung ist gewöhnungsbedürftig, aber das sei dem Sujet geschuldet. Wer wissen will, warum Strache und Konsorten gerade in unserem Nachbarland (nicht immer) erfolgreich sind, möge sich mit Morituri schlau machen. kh

Morituri
Von Olga Flor
Roman
208 Seiten, gebunden
Verlag Jung und Jung € 22,–