Falsches Lächeln

No. 01/2021

Die Schriftstellerin Véronique Ovaldé, eine der erfolgreichsten Stimmen der französisch­en Literaturlandschaft, hat mit Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln erneut einen spannungsgeladenen Roman vorgelegt. Gekonnt mischt sie verschiedene Genres, verbindet eine Familiengeschichte mit thrillerhaftem Geschehen.

An einem Sommertag verlässt Gloria scheinbar überstürzt ihr Zuhause an der Côte d’Azur. Mit nicht vielmehr als dem Notwendigsten, der Pistole ihrer großen Liebe und ihren zwei Töchtern, der 15-jährigen Stella und der sechsjährigen Loulou, fährt sie in das Ferienhaus im Elsass, um dort ein neues Leben zu beginnen. Nicht nur sich selbst, auch den Mädchen macht sie klar, dass ein Bruch mit der Vergangenheit notwendig ist, um sie zu schützen.

Bereits in früheren Werken Ovaldés standen mutige Frauen oft im Fokus, wenngleich die Autorin sich selbst nicht als Feministin bezeichnet. Dieser Roman begleitet Gloria, deren Leben bisher maßgeblich von den Männern um sie herum bestimmt wurde, bei ihrer Flucht nach vorne und der Entfaltung ihrer Persönlichkeit. In fesselnden Rückblenden erfährt man von ihrer Kindheit, der Abwesenheit weiblicher Vorbilder, Erfahrungen, die sich oftmals erst im Nachhinein als prägend erweisen. Was verbirgt sich hinter der Hilfe und Fürsorge des einen, welche Rolle spielen die Verschwörungstheorien des anderen? Am Ende kommt alles anders als erwartet, aber schon früh wird klar, wie weit eine Frau zu gehen bereit ist, um ihre Töchter vor den selbst durchlebten Übeln zu beschützen. la

 Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln
Von Véronique Ovaldé
Übersetzt von Sina de Malafosse
Roman
224 Seiten, gebunden
Frankfurter Verlagsanstalt € 22,–