Karl Wilhelm von Baden
Ein schillernder Fürst
No. 02/2015
Von Wilfried Rogsch
Das Badische Landesmuseum im Karlsruher Schloss feiert den 300. Geburtstag der Stadt Karlsruhe mit einer Großen Landesausstellung zu Ehren des Stadtgründers Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1679–1738). Die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs und Sitz des Bundesverfassungsgerichts wurde 1715 als unbefestigte neue Residenz nach einem Jahrhundert der Kriege mitten im Hardtwald in der Rheinebene angelegt. Sie blieb bis zum Ende der Monarchie 1918 Haupt- und Residenzstadt der Markgrafen und Großherzöge von Baden. Weltweit einzigartig ist der Stadtgrundriss der barocken Planstadt.
Die Stadt wie ein Sonnensystem
Der Schlossturm markiert den Mittelpunkt eines Systems von 32 Alleen, die strahlenförmig in alle Himmelsrichtungen führen. Der Legende nach soll Karl Wilhelm während einer Jagd im Hardtwald eingeschlafen sein. Er träumte von einem prächtigen Schloss, das einer Sonne gleich im Zentrum seiner neuen Residenz lag, wobei die Straßen der Stadt gleichsam die Sonnenstrahlen waren. Der absolutistische Herrscher ließ sich seine nach ihm benannte Traumstadt auf dem Reißbrett entwerfen. Nur die nach Süden gerichteten neun Alleen ließ er städtisch bebauen. Dieses Segment ähnelt einem Fächer, weshalb Karlsruhe auch „Fächerstadt“ genannt wird. Da Karl Wilhelm den Neubürgern seiner Stadt umfangreiche Privilegien und Religionsfreiheit gewährte, zog es Menschen aus vielen Teilen Mitteleuropas nach Karlsruhe, darunter auch viele Juden.
Wie kein anderer Stadtgründer ist Karl Wilhelm in seiner Schöpfung bis heute präsent. Seine Gebeine ruhen in einer Pyramide mitten auf dem Karlsruher Marktplatz, die der Architekt Friedrich Weinbrenner 1823 bis 1825 errichtete. Die Ausstellung zeigt alle Facetten der schillernden Persönlichkeit des absolutistischen Fürsten: den wissbegierigen Prinzen auf Kavalierstour, den General im Spanischen Erbfolgekrieg, den Landesherrn und Gesetzgeber, den Bauherrn, Kunstsammler und Musikliebhaber, den begeisterten Botaniker und Gartenfreund, der wie viele seiner Zeitgenossen der „Tulpomanie“ erlegen war und sündhaft teure Tulpenzwiebeln aus Holland bezog. Auch auf seine Mätressen und die vergebliche Hoffnung des Markgrafen, mit Hilfe von Alchemisten Gold machen zu können, wird eingegangen.
Viele Leihgaben stammen aus dem Privatbesitz des Nachfahren von Markgraf Karl Wilhelm, Bernhard Prinz von Baden, aus Schloss Salem am Bodensee und werden hier zum ersten Mal in der Öffentlichkeit gezeigt.
Karl Wilhelm 1679–1738 Markgraf von Baden-Durlach Badisches Landesmuseum Karlsruhe Bis 18. Oktober 2015 Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 39,90