Jeder für sich
Der Blaue Reiter auf dem Weg in die Abstraktion
No. 04/2019
Die Künstlerfreunde des Blauen Reiter verband in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg die Suche nach einer „Neuen Malerei“, wobei sie sich dem Thema Abstraktion auf unterschiedliche Weise näherten. Anlässlich einer neuen wichtigen Dauerleihgabe, dem Gemälde Café am See von August Macke, veranschaulicht das Franz Marc Museum die verschiedenen Ansätze der Künstler anhand ihrer Gemälde, Zeichnungen, Grafiken, Skizzenbuchblätter und Ölskizzen.

Wassily Kandinsky, Rapallo – Boot im Meer, 1906, Franz Marc Museum, Kochel am See © Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen, Foto: Walter Bayer, München
Wenige Monate bevor August Macke mit Café am See sein abstraktestes Bild vollendete, schrieb er 1913 an Bernhard Koehler, den wichtigsten Mäzen des Blauen Reiter: „Auch über die sogenannte abstrakte Malerei bin ich mir viel klarer geworden. Ich erkenne ihre Bedeutung (ohne ihr allein Bedeutung zuzumessen) ganz klar …“ Auch wenn Kandinsky, Macke, Marc, Klee, Werefkin, Jawlensky und Münter unterschiedliche theoretische Ansätze bei ihrer Suche nach Vereinfachung und Vergeistigung der Kunst verfolgten, so hatten sie doch alle das Ziel, den „wesentlichen Kern“ hinter der Erscheinung der Dinge zu finden und darzustellen. Bis auf Kandinsky ließen sie sich dabei zunächst von der Malerei Robert Delaunays und dem französischen Orphismus inspirieren.
In dem handlichen und bibliophil gestalteten Band stellt die Direktorin des Museums, Cathrin Klingsöhr-Leroy, anschaulich die Künstler des Blauen Reiter mit ihren Überlegungen und Werken vor und wird ergänzt durch einen Essay der FAZ-Journalistin Julia Voss über weniger bekannte Künstlerinnen, die sich im gleichen Zeitraum ebenfalls der Abstraktion widmeten. cs
Blauer Reiter Das Moment der Abstraktion Bis 16. Februar 2020 Franz Marc Museum, Kochel am See Katalog zur Ausstellung Hrsg. Cathrin Klingsöhr-Leroy Hirmer Verlag € 19,90