„Ins Licht holen“
Vergessene Kunst in der Sammlung Böhme
No. 03/2020
Ihre Karrieren begannen vielversprechend oder hatten bereits ihren Höhepunkt erreicht, als das Kulturdiktat der Nationalsozialisten dem Schaffen zahlreicher Künstler*innen ein Ende setzte: Sie wurden verfolgt, vertrieben, umgebracht, ihre Werke verfemt, zerstört, vergessen. Das Salzburger Museum Kunst der Verlorenen Generation widmet sich nicht nur dem Bewahren und Präsentieren dieser Kunst, sondern blickt auch auf die Biografien ihrer Schöpfer und den zeitgeschichtlichen Kontext, in dem die Arbeiten entstanden.
Karl Tratt, Straßenszene, um 1932, Sammlung Böhme, Foto: Hubert Auer
Sie nahmen an internationalen Ausstellungen teil, führten exklusive Salons oder waren, wie der Maler Karl Tratt, Schüler von bekannten Lehrern wie Max Beckmann, Max Liebermann, Otto Dix, Henri Matisse. Die meisten Namen der Künstler sind heute nur noch wenigen ein Begriff, darunter Marianne Brandt, Silberschmiedin am Bauhaus, Samuel Granovsky, der „Cowboy vom Montparnasse“, Eugen Spiro, einer der ersten Meisterschüler von Franz von Stuck, Arthur Kaufmann, für dessen Auswanderung in die USA der Komponist George Gershwin bürgte, oder Julie Wolfthorn, Gründungsmitglied der Berliner Sezession.
Seit über 20 Jahren trägt der Kunstsammler Heinz R. Böhme Werke dieser Verlorenen Generation zusammen. Das von ihm 2017 gegründete gemeinnützige Privatmuseum stellt in einer Dauerausstellung die Arbeiten von 170 Künstler*innen vor und schließt damit eine Lücke in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Der zur Präsentation erschienene Katalog Wir haben uns lange nicht gesehen zeigt mit 88 Werken eine repräsentative Auswahl der Sammlung und würdigt in großformatigen Abbildungen wegweisende künstlerische Positionen. cv
Wir haben uns lange nicht gesehen Kunst der Verlorenen Generation Sammlung Böhme Dauerausstellung im Museum Kunst der Verlorenen Generation, Salzburg Katalog Text: Deutsch u. Englisch in getrennten Ausgaben 272 Seiten, 300 Abbildungen Hirmer Verlag € 39,90