Im Schatten des Vesuv

No. 04/2011

In der spektakulären Jahresausstellung Pompeji – Nola – Herculaneum. Katastrophen am Vesuv lädt das Landesmuseum in Halle zu einer archäologischen Sensation ein.

Muse Kalliope, Westwand des Triclinium A in Moregine, 1. Jh. n. Chr © P. Foglia

Muse Kalliope, Westwand des Triclinium A
in Moregine, 1. Jh. n. Chr © P. Foglia

Am Morgen des 24. August 79 n. Chr. ahnt in Pompeji am Golf von Neapel niemand etwas von der verheerenden Katastrophe, die – ausgelöst durch den vermeintlich ruhenden Vulkan – nur wenige Stunden später über die Menschen hereinbrechen wird. Gegen Mittag ist plötzlich ein Grollen vom Vesuv zu hören, dann explodiert der Vulkan förmlich. Mit gewaltigen Eruptionen schleudert er Tonnen Gestein, glühende Lava und Asche in einen Umkreis von 70 Kilometern, dabei wälzen sich giftige, bis zu 800 Grad heiße Dämpfe den Hang herab. Vier Tage lang dauert das infernalische Chaos, die Bewohner von Pompeji und den umliegenden Siedlungen haben keine Chance. Alles Leben wird ausgelöscht und unter einer bis zu 20 Meter dicken Ascheund Schlammschicht begraben. Erst im 18. Jahrhundert werden die verschütteten Städte wiederentdeckt und ausgegraben. In den folgenden 200 Jahren stoßen Forscher auf immer neue, sensationelle Funde in der festgebackenen Lava, die das Leben auf beklemmende Weise in einer Momentaufnahme konserviert hat. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen wurden in den letzten Wochen über 700 Exponate von Italien nach Halle in das Landesmuseum für Vorgeschichte transportiert, wo am 9.12. die Ausstellung Pompeji – Nola – Herculaneum. Katastrophen am Vesuv beginnt. Sie thematisiert nicht nur den Untergang Pompejis, sondern gewährt auch Einblicke in den Alltag der Menschen am Fuße des Vesuv, über einen Zeitraum von über 3000 Jahren. Nicht zuletzt durch spektakuläre Objekte, die erstmals im Original außerhalb Italiens gezeigt werden, erhält diese Schau eine internationale Bedeutung. „Die Funde werden in ihrer Umgebung gezeigt, das heißt, wir bauen Räume der Häuser aus Pompeji nach“, erklärt Ausstellungsleiter Esau Dozio. Zu den Exponaten gehören unter anderem eine komplette Ausstattung des Hauses einer reichen Familie, kostbarer Goldschmuck, aber auch prachtvolle Rüstungen und Waffen aus der Gladiatorenkaserne Pompejis. Highlights der Schau sind die originalen farbigen Fresken aus einem Bankettsaal von Moregine und dem Gartenzimmer aus dem „Haus des Goldenen Armreifs“. cs

Pompeji – Nola – Herculaneum. Katastrophen am Vesuv
Ausstellung bis 8. Juni 2012 im Landesmuseum Halle  
Katalogbuch Hirmer Verlag € 39,90