Grandezza

Kunstsammlung Liechtenstein

No. 01/2024

Dem leidenschaftlichen Sammeleifer, seiner barocken Freude am Schönen und dem unternehmerischen Weitblick des Fürsten Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657–1712) als Mitglied einer der ältesten österreichischen Adelsfamilien ist es zu verdanken, dass die Kunstsammlung des Hauses Liechtenstein zu den bedeutendsten Privatkollektionen mit internationalem Renommee gehört. Neben einer stattlichen Anzahl an Gemälden von Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck und anderen Vertretern der flämischen Malerei beheimatet sie auch herausragende Werke italienischer Meister, Skulpturen, Porzellan, Uhren und weitere Pretiosen.

Andrea Pozzo, Apotheose des Herkules, 1704/1708, Deckenfresko im Herkulessaal des Gartenpalais Liechtenstein, Wien © Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz-Vienna

Der Besitz von hochkarätigen Kunstwerken sowie der Bau prachtvoller Gebäude sollten, dem Selbstverständnis der Herrschenden im 17. Jahrhundert folgend, das Ansehen des Fürsten und den Anspruch seines gesellschaftlichen Ranges durch sichtbare Zeichen der Repräsentation manifestieren. Die finanziellen Mittel hierfür erwirtschaftete der Fürst unter anderem, indem er die familiären Finanzen sanierte und erfolgreich die Verwaltung der liechtensteinischen Güter reorganisierte.

In Wien ließ Johann Adam Andreas I. von italienischen Künstlern und Baumeistern zwei barocke Neubauten errichten – das Gartenpalais in der Rossau und das Stadtpalais in der Bankgasse –, die alle Adelspaläste der Stadt an Pracht übertrafen und internationalen Glanz nach Wien brachten. Im Stadtpalais vereinte der Fürst seine Kunstsammlung, für die er in großem Stil in ganz Europa hochwertige Werke ankaufte. Die Architektur des Gartenpalais bezieht sich auf römische Vorbilder wie die Villa Farnesina oder die Villa Borghese und ist im Zuge der Ausstellung als ein begehbares Gesamtkunstwerk zu bewundern. Das große Deckenfresko im Festsaal, dem sogenannten Herkulessaal, zeigt Die Taten des Herkules und seine Aufnahme in den Olymp – es liegt nahe, dass es Pate für den gewaltig klingenden Ausstellungstitel Herkules der Künste stand. Die elegante Publikation, die zur Schau in deutscher sowie in englischer Sprache erschienen ist, beleuchtet mit insgesamt 170 Werken aller Gattungen nicht nur die enge Verbindung zwischen Wien und Italien in der Zeit um 1700, sondern auch die Persönlichkeit und das Wirken des Fürsten in und außerhalb Wiens. cv

Herkules der Künste
Bis 1. April 2024
Gartenpalais Liechtenstein, Wien

Katalog zur Ausstellung
dt. und engl. Ausgabe
Hirmer Verlag € 38,–