Gipfeltreffen der Renaissancemaler
Andrea Mantegna und Giovanni Bellini
No. 04/2018
Von Wilfried Rogasch
Zwei der größten Renaissancemaler Italiens, Andrea Mantegna und Giovanni Bellini, waren verschwägert: Mantegna heiratete 1453 die Schwester von Bellini, Nicolasia. Eine große Ausstellung in der National Gallery in London und in der Gemäldegalerie in Berlin stellt jetzt erstmalig dar, wie sich Mantegna und sein Schwager Bellini gegenseitig künstlerisch beeinflussten.

Giovanni Bellini, Die Darbringung Christi im Tempel, ca. 1472, © Fondazione Querini Stampalia, Venedig/cameraphoto arte snc
Mantegna erweckte die römische Antike zu neuem Leben, Bellinis Innovation bestand in der sensiblen Wiedergabe von Landschaft, Farbe und Licht. Mantegna wirkte in Padua und am kultivierten Hof der Gonzaga in Mantua. Hier glänzte er als Historienmaler mit neuen Bilderfindungen. Bellini, den Zeitgenossen als besten Künstler Venedigs priesen, malte vor allem Altarbilder und Porträts. Seine besondere Liebe galt der Landschaftsmalerei. Er scheute sich nicht, Motive Mantegnas zu übernehmen. Um 1470 schuf er eine freie Kopie von Mantegnas Darbringung im Tempel, die Letzterer um 1454 gemalt hatte, vielleicht aus Anlass der Geburt seines ersten Kindes. Bellini fügte der Szene zwei Figuren hinzu und änderte manche Details. Bis heute ist ungeklärt, weshalb Bellini die Variante von Mantegnas Werk schuf und welchen Sinngehalt die Veränderungen haben.

Andrea Mantegna, Christus am Ölberg, um 1458–1460, © The National Gallery, London
Bellinis Landschaftsdarstellungen wiederum hinterließen bei Mantegna einen tiefen Eindruck. Dem Thema „Christus am Ölberg“ widmeten sich beide Maler etwa zeitgleich um 1455 bis 1460. Beide Gemälde zeigen Übereinstimmungen in der Gesamtkomposition, der Darstellung der Felsenlandschaft und der Erscheinung der Putti mit Kelch beziehungsweise Leidenswerkzeugen. Obgleich eigenständige Kunstwerke, so wären beide ohne die Kenntnis des anderen nicht möglich gewesen. wr
Mantegna und Bellini Meister der Renaissance Bis 27. Januar 2019 The National Gallery, London Ab 1. März 2019 Gemäldegalerie, Berlin Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 39,90