Geniale Frauen

Künstlerinnen der Frühen Neuzeit

No. 03/2023

Mit der Ausstellung Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten rückt das Hamburger Bucerius Kunst Forum herausragende Künstlerinnen in den Mittelpunkt, denen es im 16., 17. und 18. Jahrhundert trotz Widerstände gelang, eine beeindruckende Karriere einzuschlagen. Was unterschied sie von jenen, die in ihrem Schaffen unsichtbar blieben oder in Vergessenheit gerieten? Wie überwanden sie die gesellschaftlichen und juristischen Hürden, die ihnen den Weg zum Erfolg erschwerten?

Anna Dorothea Therbusch, Selbstbildnis, um 1776, © Klassik Stiftung Weimar, Museen

Abgesehen von den Königshöfen Europas, an denen Frauen offen künstlerisch tätig sein konnten, war eine Ausbildung und somit auch der Beruf als Künstlerin im deutschsprachigen Raum vor 1800 für sie nicht vorgesehen. Für das erwerbsmäßige Ausüben von Malerei oder Bildhauerei musste man in vielen Regionen Mitteleuropas einer Zunft angehören. Frauen blieb der Zugang jedoch in der Regel verwehrt. Im privaten Umfeld wurde ihnen freigestellt zu „dilettieren“, ihre Werke – und dies betraf vor allem die Ölmalerei – durften sie jedoch nicht professionell, das heißt mit Verkaufsabsichten herstellen. Bei Missachtung drohten Strafen, die vom Einziehen der Malutensilien über Geldbußen bis hin zum Einsperren im „Duhrn“, dem Turmgefängnis, reichten.

Wie gelang es also den in der Ausstellung mit rund 150 Werken vertretenen Malerinnen, Grafikerinnen, Kupferstecherinnen und Verlegerinnen wie Judith Leyster, Marietta Robusti (der Tochter Tintorettos), Angelika Kauffmann, Maria Sibylla Merian oder Diana Mantovana, sich von dieser Ausgrenzung zu befreien? Betrachtet man ihre Biografien, fällt auf, dass die meisten dieser erfolgreichen Frauen aus Familien stammten, in denen die Väter und Großväter bereits in einem künstlerischen Handwerk tätig waren. So lernten und arbeiteten sie häufig im eigenen Familienbetrieb mit ihren männlichen Anverwandten, Ehemännern und Kollegen – und dies äußerst erfolgreich. Tintoretto sagt man nach, er habe dafür gesorgt, dass seine begabte Tochter auch nach ihrer Hochzeit bei ihm in Venedig blieb, um sie weiterhin als hervorragende und günstige Arbeitskraft in seiner Werkstatt zu behalten.

In der Ausstellung, zu der ein bildreicher, themenvertiefender Katalog erschienen ist, werden die Werke der genialen Frauen denen ihrer männlichen Weggefährten gegenübergestellt, sodass formale sowie stilistische Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich werden und sich der Blickwinkel auf das Leben und Wirken der Künstlerinnen erweitert. um

Geniale Frauen
Künstlerinnen und ihre Weggefährten
14. Oktober 2023 bis 28. Januar 2024 
Bucerius Kunst Forum, Hamburg
2. März 2024 bis 30.Juni 2024
Kunstmuseum Basel

Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 45,–