Die Sprache der Fäden
Die Textilvirtuosin Anni Albers
No. 02/2018
Eigentlich wollte sie Malerin werden. Dann landete sie am Bauhaus in der Weberei-Klasse, und aus ihr wurde eine der wichtigsten und einflussreichsten Textilkünstlerinnen ihres Jahrhunderts. Ab 9. Juni wird Anni Albers mit einer Retrospektive in Düsseldorf gewürdigt.
Anni Albers studierte Anfang der 1920er Jahre am Bauhaus in Weimar, wo auch ihr späterer Ehemann, Josef Albers, unterrichtete. Nach dem Vorkurs bei Johannes Itten wurde ihr die Textilwerkstatt empfohlen. Erst widerwillig, dann fasziniert erlernte sie die komplexe Technik des Handwebens und wurde zu einer virtuosen Textilkünstlerin. Auf einzigartige Weise verband sie eines der ältesten Handwerke der Menschheit mit der modernen künstlerischen Sprache ihrer Zeit. Bereits am Bauhaus experimentierte sie mit einer großen Palette von Materialien. Als Diplomarbeit stellte sie ein schallabsorbierendes und lichtreflektierendes Gewebe her, das unter anderem Zellophan enthielt. Später entwarf sie neben innovativen Textilien, die in Gebäuden und Wohnungen ihre praktische Anwendung fanden, kunstvolle Bildwebereien, die ausschließlich der Betrachtung dienten. 1933 emigrierte Albers mit ihrem Mann in die USA. Dort unterrichteten beide bis Ende der 40er Jahre am legendären Black Mountain College in North Carolina. In Amerika fand Albers u.a. in den Mustern und der speziellen Technik der mexikanischen Textilkunst neue Inspiration für ihre Arbeiten. Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der Albers als wegweisende Künstlerin innerhalb des internationalen abstrakten Modernismus und der Textilkunst vorstellt. Bis 9. September sind die Exponate noch in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K 20, in Düsseldorf zu sehen, danach wandert die Schau in die Tate Modern nach London. cs
Anni Albers 9. Juni bis 9. September 2018 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf Ausstellungskatalog Hirmer Verlag € 39,90