Die Kunst zu bleiben

Systemkritische Maler*innen von 1933 bis 1945

No. 01/2022

Unter dem zunächst rätselhaften Titel Kunst für keinen zeigt die Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main eine ungewöhnliche und innovative Ausstellung, die es in dieser Weise noch nicht gegeben hat. Der Untertitel 1933–1945 verrät, dass es sich um Kunst handelt, die während des Nationalsozialismus entstanden ist.

Ernst Wilhelm Nay, Frauenkopf in Hand gestützt, 1944, Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren © Ernst Wilhelm Nay Stiftung/VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Bislang hat die Kunstgeschichte unterschieden zwischen Künstlern, die das NS-Regime anerkannte und förderte, und solchen, die als „entartet“ diffamiert wurden und oftmals ins Ausland emigrierten. In dieser Ausstellung werden zum ersten Mal gezielt 14 bekannte deutsche Maler*innen betrachtet, die nicht als systemkonform galten, aber nicht ins Exil gehen konnten oder wollten. Sie waren künstlerisch der Moderne und politisch der Linken verpflichtet. Zu ihnen gehören Willi Baumeister, Otto Dix, Hans und Lea Grundig, Hannah Höch, Marta Hoepfner, Karl Hofer, Jeanne Mammen und Ernst Wilhelm Nay. Die Ausstellung geht der Frage nach, ob sich die Künstler komplett in die innere Emigration verabschiedeten und tatsächlich für niemanden im NS-Kunstbetrieb, also für Ausstellungen, Kunsthändler, Museen oder Sammler Werke schufen, oder ob es für sie zeitweise Möglichkeiten gab, Kunst zu schaffen und aus dem eigenen Atelier heraus zu verbreiten. wr

Cover für Kunst für Keinen Kunst für keinen
1933 - 1945
Bis 6. Juni 2022
Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main
Katalog zur Ausstellung
Hrsg. von Ilka Voermann
Text: Deutsch / Englisch
296 Seiten, 220 Abbildungen in Farbe
Hirmer Verlag € 49,90