Kunst soll bewegen!

"Kunst gehört dorthin, wo Menschen sind." Shelley Frost Rubin

No. 01/2022

In einer Welt, die von Konsum und Profit getrieben wird, braucht es Kunst, die nicht nur die Wünsche und Launen des Kapitalismus bespielt. Es braucht Künstler*innen, die sich für etwas einsetzen. Denn Kunst soll bewegen.

Hock E Aye Vi Edgar Heap of Birds, Native Nations Have Their Own Presidents, 2020, Courtesy of the artist, The Shelley and Donald Rubin Private Collection

Kunst, die bewegt. Das wünschten sich auch Shelley und Ronald Rubin, als sie 1995 ihre Foundation ins Leben riefen. Und diesen Wunsch teilen sie mit den Künstler*innen in ihrer Sammlung, kreativen Köpfen, die etwas zu sagen haben über Gesellschaft, Politik, Gender, Globalisierung, Migration und andere aktuelle Themen unserer Welt. Um die Bedeutung und Wirkung der Kunst zu verändern, müssen Künstler*innen innovative Wege entwickeln. Und sie brauchen eine Plattform. Zum Beispiel einen Ausstellungsraum, wie den New Yorker „8th Floor“ mitten in Manhattan.

Anjuli Nanda Diamond, die Kuratorin der Galerie, hat über die letzten zehn Jahre einen Shift in der kuratorischen Praxis festgestellt: Repräsentation, Ethik und der Glaube, dass eine Vielfalt von Stimmen und Perspektiven den Diskurs aufwertet, bilden einen neuen Schwerpunkt. Genauso wie „White Supremacy“ und „Defund the Police“ von den progressiven Rändern in den öffentlichen Diskurs übergegangen sind, hat sich soziale Gerechtigkeit in der Kunst zu einem zentralen Thema entwickelt. Es wird heutzutage von Kulturstätten verlangt, sich sozial zu engagieren.

Die Shelley & Donald Rubin Foundation beweist uns, was die Kunst zu aktuellen Diskursen beitragen kann. An Incomplete Archive of Activist Art – „Ein inkomplettes Archiv aktivistischer Kunst“, nennt sich der Zweibänder. Auf 288 Seiten geht es um Kunst, Aktivismus und die Rolle der Künstler*innen bei Transformationsprozessen in der Gesellschaft. Die Coverbilder stammen von Andrea Bowers und Firelei Báez, zwei multidisziplinären Künstlerinnen mit gesellschaftskritischer Praxis. Die aufwendig gestalteten, mit einem Schmuckschuber ausgestatteten Kunstbände gleichen einem privaten Museum, eingebunden zwischen zwei Buchdeckel.

Vier Künstler*innen haben eigens für die Publikation Textkunst angefertigt und dabei Methoden aus Werbung, Protest und anderen Formen des Aktivismus genutzt: Hock E Aye Vi Edgar Heap of Birds, Kameelah Janan Rasheed, Dread Scott und Mierle ­Laderman Ukeles wollen mit diesen Werken Änderung anregen und kritische Perspektiven eröffnen. Allen in diesem Band vorgestellten Künstler*innen ist der leidenschaftliche Einsatz für Menschenrechte und das Bestreben, Lösungen zu finden, gemein. Die Sammlung präsentiert herausragende Beispiele politisch engagierter Künstler*innen und zeigt dabei auf, dass politisch sein nicht heißt, Ästhetik zu vergessen. so

Cover für An Incomplete Archive of Activist ArtAn Incomplete Archive of Activist Art
The Shelley & Donald Rubin Foundation
Volume 1: Discourse, Volume 2: Art
Hrsg. von George Bolster, Anjuli Nada Diamond, Sara Reisman
Text: Englisch
insg. 288 Seiten, 200 Abbildungen in Farbe
Hirmer Verlag € 49,90