Die Codes der Alchemie

Die Geheimwissenschaft in Bildern

No. 03/2012

Wer auf der Suche nach dem Stein der Weisen und dem Elixier des Lebens ist, wer danach trachtet, unedle Metalle in Gold und Silber zu verwandeln, der plaudert seine Erkenntnisse nicht aus.

Emblem XXIX, „Wie der Salamander lebet im Fewr, also auch der Stein“, aus: Michael Maier, Atalanta fugiens, Oppenheim 1618

Emblem XXIX, „Wie der Salamander lebet im Fewr, also auch der Stein“, aus: Michael Maier, Atalanta fugiens, Oppenheim 1618

Alchemisten waren schweigsame Leute. Ihre Geheimnisse gaben sie nur an Auserwählte weiter und schotteten sich hermetisch nach außen hin ab – nicht ohne Grund ist der Begriff „Hermetik“ ein Synonym für die Alchemie. Aus Furcht vor Verfolgung und zum Schutz ihrer Rezepturen verschlüsselten die Alche misten ihre Texte und übersetzten sie mit Symbolen in Illustrationen. Sie selbst agierten nicht selten unter Decknamen. Aus dem hellenistischen Ägypten ist eine Alchemistin bekannt, die unter dem Namen „Kleopatra“ Schriften verfasste. Dort tauchte vermutlich zum ersten Mal das noch heute bekannteste alchemistische Bildsymbol auf, der so genannte Ouroboros. Die Schlange, die ihren eigenen Schwanz verschlingt, steht in der Alchemie für den in sich geschlossenen Wandlungsprozess der Materie. Die Geheimwissenschaft übte vor allem auf Künstler eine ungeheure Faszination aus. Die enge Verbindung von Alchemie und Kunst zieht sich durch alle Epochen. In der Renaissance erlebte die Alchemie und ihre bildliche Darstellung eine Hochphase. Namhafte Kupferstecher des frühen 16. Jahrhunderts wie Matthäus Merian und Balthasar Schwan widmeten sich in alchemistischen Druckausgaben der „königlichen Kunst“ und schufen zuweilen bizarre und grausame, aber auch zauberhafte und vor allem vieldeutige Bilder. Auch im 20. Jahrhundert beschäftigten sich Künstler wie Max Ernst, Yves Klein, Anselm Kiefer oder Sigmar Polke ausgiebig mit der Kunstfertigkeit ersten Ranges. Die Geheimnisse ihrer Werke, darunter auch monumentale Gebirgslandschaftsbilder von Anselm Kiefer, lüftete letzten Sommer die Salzburger Ausstellung mit dem Titel Alkahest, die Bezeichnung für das Elixier des Lebens. Der soeben erschienene Band Alchemie. Die königliche Kunst mutet mit seinen über 200 Farbabbildungen wie eine fantastische Bilderreise durch den Orient an. Mit dieser umfassenden und eindrücklichen Übersicht der alchemistischen Bildlichkeit steht der Prachtband solitär auf dem internationalen Buchmarkt. um

9783777460710_3Dn
Sonderausgabe
Alchemie. Die Königliche Kunst
Von Jörg Völlnagel 
Hirmer Verlag statt € 49,90 jetzt € 29,90