Dem Eisen Flügel geben

Die magisch-schönen Plastiken von Heinrich Knopf

No. 02/2020

Sie scheinen zu tanzen, sich mit geradezu ausgelassener Leichtigkeit zu drehen, sie haben etwas Schwebendes, Filigranes, Dynamisches und Organisches an sich – und sind aus Eisen. Was wie ein Widerspruch klingt, vermag der Bildhauer Heinrich Knopf (*1949) in seinen Skulpturen auf faszinierende Art zu vereinen.

Heinrich Knopf, Individuum, Harfe, 2009 © Heinrich Knopf

Mit dem Begriff Eisenplastik verbindet man meist tonnenschwere, großflächige Arbeiten, wie wir sie von dem US-amerikanischen Künstler Richard Serra kennen. Heinrich Knopf arbeitet wie Serra seit vielen Jahren mit Eisen, einem der ältesten Werkstoffe der Menschheit. Ihm gelingt es, dem eher gewaltig und abweisend wirkenden Material etwas Sanftes, Schwingendes und Federleichtes zu verleihen. Den fertigen Skulpturen sieht man den kraftaufwendigen Entstehungsprozess nicht an, alles wirkt mühelos und wie von Zauberhand entstanden. Knopf lässt sich in seiner Formensprache von der Natur inspirieren, besonders interessiert ihn die weiche Bewegung des Wasserstrahls, der in seinem Werk abstrahiert in vielfältigen Formen und Kombinationen Eingang findet.

Faszinierend ist es, Knopfs Skulpturen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, denn vor allem dann offenbaren sich ganz neue Aspekte, die zu eigenen Assoziationen anregen. Der Bildband Heinrich Knopf. Iron Society trägt diesem Phänomen Rechnung, indem einzelne Objekte in mehreren Ansichten großformatig fotografiert wurden – ein Augenschmaus, der die Kunst von Knopf vortrefflich zur Geltung bringt. um

Cover für Heinrich KnopfHeinrich Knopf. Iron Society
Text: Deutsch/Englisch
Edition Jürgen B. Tesch
Hirmer Verlag € 39,90