Das Wunder im Schnee

Pieter Bruegel der Ältere auf Wintertour

No. 04/2019

Pieter Bruegel der Ältere, 1525 im nördlichen Brabant geboren, schuf mit der Anbetung der Könige im Schnee eines der wenigen Bilder, deren Verbleib und Verlaufsgeschichte sich nach seiner Entstehung wenigstens zu Teilen rekonstruieren lässt. Das Täfelchen von 35 × 55 cm ist Ausgangspunkt der Ausstellung, die in der Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“ in Winterthur zu sehen ist.

Pieter Bruegel d.Ä., Anbetung der Heiligen Drei Könige im Schnee, 1563, Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“, Winterthur

„Ein Winterbild mit einer Vielzahl an Figuren, vorn die drei Könige, die unseren Herren anbeten; es fällt viel Schnee und ein kleines Kind gleitet auf einem kleinen Schlitten; alter Bruegel“, heißt es im Nachlass des Kölner Bankiers und Sammlers Everhard IV. Jabach (1618–1695), dessen Vater mit der Familie von Antwerpen nach Köln gezogen war. Die Beschreibung wie auch Signaturen etwa an der Rückseite des Bildes bekräftigen, dass es sich um ein Kabinettstück aus der Hand von Bruegel handelt, das wohl im Umzugsgepäck seinen Weg nach Köln fand. Neben großformatigen ikonischen Werken wie der Turmbau zu Babel von 1563 hatte der Künstler eine Reihe kleinerer Tafeln gefertigt, die ob ihrer Anmut über Jahrhunderte private Sammler begeisterten, zuletzt Oskar Reinhart. 1930 brachte er das „Ausnahmetäfelchen“ – es handelt sich um den ersten Schneefall in der Kunstgeschichte – nach Winterthur, wo es nun umringt ist von Leihgaben u. a. aus den Sammlungen der ETH Zürich sowie des Kunstmuseums St. Gallen und von einem hochkarätigen Forscherteam eingehend technologisch untersucht wurde, darunter auch das Schneewunder: Die Schneeflocken sind in Farbflecken verschiedener Größe und Form ausgeführt – an den meisten Stellen in Weiß, vor dem gefrorenen Kanal in Grau. af

Cover für Das Wunder im Schnee

Das Wunder im Schnee
Pieter Bruegel der Ältere
Bis 1. März 2020
Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz», Winterthur
Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 24,90