Babylon auf Cuba
No. 04/2019
Von Lili Aschoff
Arturo Stuart zieht mit seiner Familie nach Punta Gotica, einem Viertel Cienfuegos, in dem die Armen und von der Gesellschaft Zurückgelassenen leben, nicht ohne Hoffnung, jedoch oftmals ohne Perspektiven.
Arturos Ziel ist es, eine Kathedrale errichten zu lassen, die so pompös und groß sein soll, dass sie sogar über Kuba hinaus Bekanntheit erlangt. Während die Menschen auf den Straßen und in ihren Häusern oft um ihre bloße Existenz kämpfen, streben die Erbauer der Kirche nach immer mehr Luxus und Größe. Sie wird gebaut, jedoch nie fertiggestellt, während die persönlichen Lebensgeschichten der einzelnen Figuren vielfältig zu Ende gehen.
Marcial Gala, 1965 in Havana geboren und für seine Kurzgeschichten mehrfach ausgezeichnet, verwebt geschickt die vom Kapitalismus gebeutelten und gleichsam aufgebauten Schicksale und den Untergang einiger, die keinen Ausweg finden aus einem System, das nur schwerlich neue Lebenswege zulassen will. Mit der oftmals schonungslosen Sprache, die dennoch immer wieder poetische Züge annimmt, und den vielen Stimmen, die er zu Wort kommen lässt, gibt er tiefen Einblick in das Leben der Bewohner Punta Goticas und zeigt eindrucksvoll, wie schwer es ist, seine Biografie zu ändern, wenn diese von anderen diktiert wird. Und dennoch: Der Roman ist mit einer Leichtigkeit erzählt, die das Lesen zu einem großen Vergnügen macht.
Die Kathedrale der Schwarzen Von Marcial Gala Aus dem Kubanischen von Kirsten Brandt 256 Seiten, gebunden Nagel & Kimche € 22,–