Das Bauhaus-Netzwerk

No. 04/2019

Obwohl das Bauhaus von seiner Gründung 1919 bis zur Schließung 1933 nur 14 Jahre lang bestand, ist es zum Symbol für die Moderne geworden: avantgardistisch, freiheitlich und fortschrittlich im sozialen, politischen und künstlerischen Sinn. Die Ausstellung Die ganze Welt ein Bauhaus? zeigt, dass das Bauhaus jedoch kein Einzelphänomen war, sondern in interkultureller Wechselwirkung mit den weltweiten Bewegungen der Avantgarde stand.

Unbekannt, Gleichtgewichtsstudie aus dem Vorkurs von László Moholy-Nagy, 1934, Rekonstruktion 1967 © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Foto: A. Körner, bildhübsche Fotografie, Institut für Auslandsbeziehungen

„Die ganze Welt ein Bauhaus?“ – dieses Zitat des Bauhausschülers und -lehrers Fritz Kuhr, der damit eigentlich auf Walter Gropius’ Forderung nach Auf‌lösung der Grenzen zwischen Kunst, Handwerk und Technik anspielte, wurde von den Ausstellungsmachern wörtlich genommen und konnte nicht passender als Titel gewählt werden. Denn ihr Blick richtet sich nicht nur auf das Bauhaus mit seinen Standorten Weimar, Dessau, Berlin, sondern reicht auch ins außereuropäische Ausland. Im ersten Teil der Ausstellung wird das Bauhaus als vielgestaltige Kunstschule mit all ihren Widersprüchlichkeiten vorgestellt, an der Anfang des 20. Jahrhunderts Kreative mit künstlerischen Experimenten und Lehren revolutionäre Ideen verfolgten. In wenigen Jahren versammelten sich hier Gestalter und Gestalterinnen, die mit gegenstandsloser Malerei, mit Film, Fotografie, Schriftgestaltung, Architektur und angewandter Kunst bis in die Gegenwart reichende Maßstäbe setzten.

Im zweiten Teil der Präsentation werden diese T‌hemen aufgenommen und ihre Rezeption in einem globalen Kontext dargestellt. Anhand von Beispielen wie die Gründung der Moskauer Höheren Staatlichen Künstlerisch-Technischen Werkstätten, VChUTEMAS, der Neuen Kunsthochschule in Chile oder Avantgarde-Bewegungen in Mexiko, Argentinien und USA wird deutlich, dass es vor allem in den 1920er Jahren zu einem regen Austausch und einer individuellen Fortführung der modernen Ideen kam.

Bereits im Juni 2018 feierte die Schau ihre Premiere in Buenos Aires, ging anschließend auf Tournee durch Argentinien und Mexiko und ist nun in Karlsruhe zu Gast. Die dazu erschienene Publikation präsentiert eine Vielzahl an selten gezeigten Bildern, Plänen, Fotografien und Entwürfen, die den Geist des Bauhauses und sein transnationales Netzwerk veranschaulichen. cs

Cover für Die ganze Welt ein Bauhaus

Die ganze Welt ein Bauhaus
Bis 16. Februar 2020
ZKM – Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe
Katalog zur Ausstellung
Deutsche und englische Ausgabe
Hirmer Verlag € 19,90