„Atmosphere is my style“

William Turner auf Tour

No. 02/2019

Licht und Farbe sind die beiden Hauptkomponenten, die man unweigerlich mit dem Maler William Turner (1775–1851) verbindet. In seinen Bildern von Wolkenspielen, Bergsilhouetten, stürzenden Felsmassen oder sturmgepeitschtem Meer inszenierte er das „Erhabene“, das bereits bei seinen Zeitgenossen für überwältigendes Staunen und wohligen Schauer sorgte.

Joseph Mallord William Turner, Der blaue Rigi, Vierwaldstätter See, Sonnenaufgang, 1842

Die Dramatik der Natur – ob als bedrohliche Urgewalten oder als Wunder der Schönheit – festzuhalten, faszinierte schon den jungen Joseph Mallord William Turner. Sein erstes Ölgemälde Fischer auf See (1796) zeigt Boote im silberglänzenden Mondlicht, deren Lichtschein der Laternen vom Wasser reflektiert wird. Als Maler der Romantik begab sich Turner gern mitten ins Naturspektakel, um den atmosphärisch dichtesten Moment in seinen Werken einzufangen. 1802 unternahm er die erste von insgesamt sechs Reisen (bis 1844) in die Schweiz. Mit Kutsche, Schiff und zu Fuß erkundete er die spektakuläre Landschaft.

Ein bevorzugter Ausgangspunkt für seine Ausflüge war die Stadt Luzern am Vierwaldstättersee. Seit 1837 verkehrte dort das erste Dampfschiff, das noch bei Dunkelheit ablegte, damit das Publikum mitten auf dem Wasser den Sonnenaufgang erleben konnte. William Turner muss häufig einer der Frühaufsteher gewesen sein, denn er schuf zahlreiche Ansichten vom Berg Rigi, „der Königin der Berge“, mit dem vorgelagerten See in verschiedenen Farben und Lichtstimmungen – darunter das hier abgebildete Meisterwerk. Ab Anfang Juli sind in Luzern beispielhafte Turner-Werke aus der Sammlung der Tate Britain mit wichtigen europäischen Leihgaben zu Gast und werden Turners Zitat „Atmosphere is my style“ bestätigen. cv

Cover für Turner - Das Meer und die AlpenTurner. Das Meer und die Alpen
Bis 13. Oktober 2019
Kunstmuseum Luzern
Katalog zur Ausstellung
Text: Deutsch, Englisch in getrennten Ausgaben
Hirmer Verlag € 34,90