An seiner Seite

Das Leben der Künstlerfrauen

No. 01/2013

„Mit diesem Typen lernst du Dinge, die du mit den anderen nicht lernst“, sagte sich Danielle Morellet nach dem ersten Treffen mit dem Künstler François Morellet, den sie wenig später heiratete. Dass das Leben an der Seite eines Kreativen eine Herausforderung ist, wurde ihr schnell bewusst. Rotraut Klein-Moquay, selbst Künstlerin und Witwe von Yves Klein, bringt es auf den Punkt: „Als Begleiterin eines Künstlers muss man eine starke Frau sein.“

Die Lebenspartnerinnen berühmter Maler und Bildhauer, die die Kunstsammlerin Anna Lenz für ihr Buch Starke Frauen für die Kunst porträtiert hat, stimmen kein Lamento darüber an, „nur“ die Frau an der Seite eines berühmten Mannes zu sein. Es ist keine Abrechnung mit vermeintlichen Egozentrikern, die sich nicht darum scheren, welche Lebensträume ihre Partnerinnen haben und sie nur als Musen, Geliebte und Organisatorinnen sehen. Das ist ein Klischee, das bei den Frauen, die Anna Lenz interviewt hat, nicht zutrifft. Stattdessen erzählen die Künstlerfrauen von der Faszination, einen Schöpfungsprozess mitzuerleben und mitzugestalten, von Alltagsgeschichten aus einem Künstlerhaushalt, von Freiräumen, Begegnungen und großen Lieben, die nichts Zerstörerisches oder Ausbeuterisches haben, sondern auf deren Basis sich Kreativität entfalten kann.

Die Idee zu diesem Buch entwickelte sich langsam. Anna Lenz sammelte schon in den 1960er Jahren zusammen mit ihrem Mann Gerhard Werke von ZERO, einer Künstlergruppe, die den deutschen Nachkriegsjahren eine „Stunde Null“ bescherte. Künstler wie Günther Uecker, Heinz Mack und Otto Piene experimentierten in ihrer puristischen Ästhetik mit Licht, Raum, Bewegung und Material. Das Paar stellte regelmäßig die gesammelten Kunstwerke bei ihren Festen aus, zu denen die Künstler und ihre Familien kamen. Die gemeinsame Liebe zur Kunst verband und ließ Freundschaften entstehen. Nach und nach lernte Anna Lenz auch die Partnerinnen der Künstler kennen und begann, sich für ihre Geschichten zu interessieren. Sie wollte mehr über sie erfahren, über ihre Herkunft, ihre Träume und das Zusammensein mit ihren berühmten Männern. Deshalb beschloss sie, durch Europa zu reisen, um die Frauen in ihrem Umfeld zu besuchen und sich mit ihnen über ihr Leben zu unterhalten. Sie traf beeindruckende Persönlichkeiten, sprach u.a. mit der Nachrichtensprecherin Christine Uecker über ihre erste Begegnung und ihre Beziehung mit dem Bildhauer Günther Uecker und unterhielt sich mit Uta Peyrer-Prantl, die mit der Malerei den schmerzlichen Verlust ihres Ehepartners Karl zu überwinden versucht. Begleitet wurde Anna Lenz von der Kunsthistorikerin Ulrike Schmitt und der renommierten Fotografin Roswitha Pross, die die Frauen privat, bei der Arbeit und an der Seite ihrer berühmten Männer sensibel ins Bild setzt. um

9783777490113_3Dn
Starke Frauen für die Kunst 
Hg. Anna Lenz
Deutsch/ Englisch
Hirmer Verlag € 19,90