Als Nolde Hansen hieß
Das Frühwerk des Malers
No. 04/2021
Dass Emil Nolde (1867–1956), der mit seinen farbgewaltigen Bildern als einer der wichtigsten Künstler des Expressionismus gilt, überzeugter Nationalsozialist war und nach dem Krieg beharrlich an seinem Mythos als „entarteter“ Künstler festhielt, ist mittlerweile dank wissenschaftlicher Aufarbeitung bekannt. Um Nolde mit seinen Widersprüchen besser begreifen zu können, begibt sich die Hamburger Ausstellung an die Anfänge seiner Karriere, in die Jahre 1900 bis 1902, als er noch Hans Emil Hansen hieß.
Nach seiner Tätigkeit als Lehrer für gewerbliches Zeichnen in St. Gallen beschließt Hansen 1897 als freier Maler zu arbeiten. 1899 reist er für mehrere Monate nach Paris, um an der Académie Julian Aktzeichnen zu studieren, und besucht auch mehrmals die im Jahr 1900 stattfindende Weltausstellung. Die dänische Abteilung muss ihn nachhaltig beeindruckt haben, noch im selben Jahr beschließt er, nach Kopenhagen überzusiedeln, um sich mit der dänischen Kunst auseinanderzusetzen. Vor allem faszinieren ihn die Werke von Vilhelm Hammershøi und Viggo Johansen, die er beide in ihren Ateliers besucht. Während seines zweijährigen Aufenthalts in Dänemark inspirieren ihn die Stille und Einsamkeit der Natur an der Nordküste Jütlands zu ungewöhnlichen Kompositionen und einer neuen Farbpalette. Nicht nur künstlerisch markieren diese Jahre einen Wendepunkt, sondern auch privat: Hansen lernt die Schauspielerin Ada Vilstrup kennen und lieben. Anlässlich ihrer Hochzeit 1902 legt er den Namen Hansen ab und benennt sich nach seinem Geburtsort Nolde. cs
Nolde und der Norden Bis 23. Januar 2022 Bucerius Kunst Forum, Hamburg Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 39,90