„Will keine Ruhe geben“

GEORG BASELITZ – KOPFÜBER UND MITTENDRIN

No. 02/2019

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, heißt es, im Fall von Georg Baselitz ist dies genau umgekehrt. Als 1972 seine Seeschwalbe als erstes Gemälde den Weg in die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen fand, war dies der Auf‌takt für eine bis heute fruchtbare Zusammenarbeit des Künstlers mit der Sammlung.

Georg Baselitz, Willem geht ab, 2014, Bayerische Staatsgemäldesammlungen © Georg Baselitz 2019. Foto: Jochen Littkemann, Berlin

Schon bevor Georg Baselitz Ende der 60er Jahre mit seinen Umkehrungen der Bildmotive für Irritationen von Sehgewohnheiten sorgte, war der Maler der Auf‌fassung, eine ohnehin „verkehrte Welt“ nochmals auf den Kopf stellen zu müssen, denn „wichtig ist, dass Dinge, die bis dahin gültig waren, weggestoßen werden“. Dass der Tabubrecher Baselitz, dessen „Kopfüber“-Bilder zu einer Art Markenzeichen wurden, zunächst auch auf Skepsis bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen stieß, liegt auf der Hand. Und doch galt 1976 deren allererste Ausstellung eines zeitgenössischen Künstlers dem damals jungen Maler Georg Baselitz.

Impulsgeber für die Präsentation und auch für die Öffnung für Gegenwartskunst war Herzog Franz von Bayern, ein früher Weggefährte und Sammler des Künstlers. Heute gehören 31 herausragende Meisterwerke von Baselitz aus 55 Schaffensjahren zur Sammlungsgeschichte des Hauses, erst jüngst hatte der Künstler selbst es mit einer großzügigen Schenkung von sechs Gemälden und einer Skulptur bedacht. In einer feinen Kabinettschau präsentiert die Pinakothek der Moderne derzeit diese Neuzugänge, begleitet wird sie von einer umfassenden Publikation über den Baselitz-Gesamtbestand in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. cv

Cover für Georg Baselitz
Georg Baselitz
Von Carla Schulz-Hoffmann
144 Seiten, gebunden
Dt. und engl. Ausgabe
Hirmer Verlag € 34,90