Vogelmenschen und Maisgötter

Blütezeit und Niedergang der Maya-Hochkultur

No. 03/2016

Lange Zeit konnten die Forscher über die Gründe des Niedergangs der Klassischen Maya-Kultur nur mutmaßen. Ebenso lag im Dunkeln, wie es gelungen war, mitten im Regenwald eine Hochkultur zu entwickeln. Dank archäologischer Feldforschung und modernster Untersuchungsmethoden gibt es brandneue Erkenntnisse in der Maya-Forschung, die zusammen mit zahlreichen, in Europa erstmals gezeigten Exponaten in einer hochkarätigen Ausstellung präsentiert.

Kleine Jademaske, die vielleicht als Verzierung einer Gürtelschnalle verwendet wurde (250–800 n. Chr.). Fundación La Ruta Maya, Guatemala; Foto: Historisches Museum der Pfalz/Ricky López Bruni

Kleine Jademaske, die vielleicht als Verzierung einer Gürtelschnalle verwendet wurde (250–800 n. Chr.). Fundación La Ruta Maya, Guatemala; Foto: Historisches Museum der Pfalz/Ricky López Bruni

Yotoot Tihl („Haus des Tapirs“) hat den dramatischen Niedergang seiner Stadt nicht mehr erlebt. Die Forscher, die seine Grabstätte 2012 im königlichen Palast von Uxul fanden, konnten anhand von Knochenanalysen und Inschriften auf den Grabbeigaben seinen Tod auf die Zeit um 725 n. Chr. datieren. Der Stadtstaat Uxul auf der Halbinsel Yucatán war einige Jahre zuvor von anderen Maya-Herrschern der Kaan-(„Schlangen-“)Dynastie unterworfen worden, die in Calakmul residierte. Wenige Jahrzehnte nach dem Tod des Prinzen wurde Uxul von seinen Bewohnern verlassen. Dieser Exodus war kein Einzelfall: Gegen Ende des ersten Jahrtausends, nur wenige hundert Jahre nach ihrer Blütezeit, wurden auch die anderen Königsstädte der Maya aufgegeben. Eine Hochkultur versank im Regenwald.

Einer der ersten Zeitzeugen, dessen Bericht über die Maya-Ruinen nach Europa gelangte, war der spanische Seefahrer Juan de Grijalva, der im Jahr 1518 vom Meer aus die Mauern von Tulum gesehen hatte. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die versunkenen Städte durch die anschaulichen Berichte des Forschers John Lloyd Stephens auch für die Öffentlichkeit greifbar: „Und als wir durch die Bäume sahen, erblickten wir die Front eines großen Gebäudes […] von einer fesselnden, düsteren Schönheit, […] dicht mit Bäumen umwachsen, deren Äste sich in die Türen schoben.“

In enger Zusammenarbeit mit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und in Kooperation mit dem holländischen Drents Museum in Assen hat das Historische Museum der Pfalz gemeinsam mit dem international führenden Maya-Forscher Nikolai Grube die groß angelegte Ausstellung Maya. Das Rätsel der Königsstädte konzipiert und die neuesten Forschungsergebnisse versammelt. 240 spektakuläre Exponate, von Kunstwerken aus den Palästen der Gottkönige bis hin zu Alltagsgegenständen, sowie interaktive Installationen und Rekonstruktionen geben tiefe Einblicke in die Lebenswelt der Hochkultur der Maya. um

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Maya. Das Rätsel der Königsstädte 
Bis 23. April 2017 Historisches Museum der Pfalz Speyer 
Katalog zur Ausstellung 
Hg. Alexander Schubert, Nikolai Grube für die Stiftung Historisches Museum der Pfalz Speyer
Hirmer Verlag € 39,90