The Boticelli Renaissance 2015 – 1445
In den Staatlichen Museen zu Berlin
No. 03/2015
Von Caroline Klapp
Eingriffen unterzogen, um ihr eigenes Äußeres dem Idealbild der „Venus“ anzugleichen. Cindy Shermans Selbstbildnis eignet sich mit entblößter Kunstbrust und Milchstrahl hingegen La bella Simonetta, Botticellis allegorisches Bildnis der Simonetta Vespucci aus dem Jahr 1475, an. Ein weiteres besonderes Highlight ist das Porträt einer Dame (Smeralda Bandinelli), das vom Victoria and Albert Museum
beigesteuert wurde. Überraschend und damals absolut kühn war der unverblümte Blick der Porträtierten auf den Betrachter. Die Smeralda zeugt außerdem davon, dass Botticelli nach seinem Tod im Jahr 1510 zunächst einmal völlig in Vergessenheit geraten war. Erst im 19. Jahrhundert wurde er von den Präraffaeliten wiederentdeckt, die in ihren Frauenporträts dem Ideal der zeitlos entrückten Schönheit nacheiferten. Dante Gabriel Rossetti, einer der Protagonisten der englischen Künstlervereinigung, konnte das Porträt der Smeralda im Jahr 1867 für lächerliche 20 Pfund kaufen.
Präsentiert werden alle Werke des Renaissance-Malers bzw. seiner Werkstatt auf dunklen Schieferwänden, was einerseits die Ausstellung gliedert und andererseits eine nahezu sakrale Stimmung erzeugt.
Wahrheit und Fälschung
Die Zuschreibung sämtlicher Werke ist im Falle Botticellis fragwürdig, weshalb in dem hervorragend gegliederten, aufwändigen Ausstellungskatalog des Hirmer Verlags alle Gemälde zusammengefasst sind, die von der Hand des Meisters bzw. aus seinem unmittelbaren Umfeld stammen. Signiert hat Sandro Botticelli, der mit bürgerlichem Namen Alessandro di Mariano Filipepi hieß, in den wenigsten Fällen – selbst die Geburt der Venus und Der Frühling sind anonym. The Botticelli Renaissance ist bis zum 24.Januar 2016 in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen und reist im Anschluss ins Victoria and Albert Museum nach London.
The Botticelli Renaissance 2015–1445 Bis 24. Januar 2016 Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin 5. März bis 3. Juli 2016 Victoria and Albert Museum, London Katalog zur Ausstellung Hrsg. von Stefan Weppelmann, Mark Evans Hirmer Verlag € 45,–