Pionierinnen
der geometrischen Abstraktion
No. 02/2024
Die Abkehr von der Figürlichen Kunst ist ein Phänomen, das sich im 20. Jahrhundert weltweit ereignete. Die Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum widmet sich speziell den Künstlerinnen, die parallel zu ihren männlichen Kollegen eine geometrisch-abstrakte Formensprache entwickelt haben und mit Experimentierfreude, modernen oder gar radikalen Ansätzen die Kunstlandschaft neu formten.

Ljubow Sergejewna Popowa, Suprematistische Komposition, um 1916, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
„Zu Beginn lernten wir überhaupt nichts. Wir saßen einfach da und haben probiert“, erzählte Anni Albers ihre Startschwierigkeiten in der Webereiklasse, die sie notgedrungen besuchen musste, um als Frau am Bauhaus in Weimar überhaupt zugelassen zu werden. Sie machte das Beste daraus: „Nach und nach begannen die Fäden meine Fantasie zu wecken“ – so schilderte sie den Sprung vom reinen Handwerk zur abstrakt-geometrischen Textilkunst, mit der sie neue Sphären beschritt.
Wir werden bis zur Sonne gehen erzählt von Künstlerinnen rund um den Globus in einer Zeitspanne von 1914 bis 1970, die sich allesamt einem geometrisch-abstrakten Formenrepertoire verschrieben. Mut und ein gutes Netzwerk beförderten die Entwicklungen zu ihrem jeweils eigenständigen Werk, reich an Utopien und Weltentwürfen: mit dabei Sophie Taeuber Arp und Sonia Delaunay, die von der Malerei bis zum Design die gegenstandslose Kunst auf den Weg brachten; Ljubow Sergejewna Popowa, die mit ihren energiegeladenen, ineinandergreifenden Flächen stetige Vernetzung betrieb; Regina Cassolo Bracchi, die ihre Collagen in eine dritte Dimension überführte, oder die Filmemacherin Germaine Dulac, die Weiblichkeit auf die Leinwand projizierte: „Ich wecke die Vorstellung von einer Tänzerin! Eine Frau? Nein. Eine in harmonischen Rhythmen springende Linie. Ich wecke auf Leinwänden die Vorstellung von einer leuchtenden Projektion! Klar konturierte Materie! Nein. Fließende Rhythmen.“ af
Wir werden bis zur Sonne gehen Pionierinnen der geometrischen Abstraktion 16. November 2024 bis 27. April 2025 Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen Katalog zur Ausstellung deutsche und englische Ausgabe Hirmer Verlag € 49,90