Paula Rego

Zwischen Albtraum und Wirklichkeit

No. 02/2024

Die Kunst der Malerin Paula Rego (1935–2022) wirkt kraftvoll, kämpferisch, rebellisch und voll abgründigem Humor. Ihr stilistisch wie thematisch komplexes Werk ist geprägt von ihrem Hauptinteresse an „Machtspielen und Hierar­chien“, Stichworte, die das Kunstmuseum Basel für die erste Ausstellung nach dem Tod der Malerin aufgegriffen hat. Die umfassende Sonderausstellung präsentiert Schlüsselwerke aus fünf Jahrzehnten ihres Schaffens.

Paula Rego, The Artist in Her Studio, 1993 © Paula Rego. All rights reserved 2024/Bridgeman Images

Das Schneewittchen von Paula Rego muss nicht vom Prinzen gerettet werden, es entzaubert sich aus eigener Kraft, ist unabhängig und selbstbestimmt. Und auch das Märchen vom Rotkäppchen, das „nicht vom Weg abweichen soll“, wird von Rego kurzerhand umgedichtet: Die Mutter erlegt den Wolf, trägt seinen Pelz um den Hals, und die Großmutter, die für gesellschaftliche Normen steht, wird zur Randfigur. Paula Regos Auseinandersetzung mit Märchen begann in den 1970er Jahren und bildete den Auftakt für ihre lebenslange Suche nach Geschichten, die sie in ihren Werken verarbeitete. Rego deutet in ihren Gemälden, Grafiken und textilen Skulpturen althergebrachte Narrative und Rollenzuweisungen um, nimmt uns die rosarote Brille ab und öffnet den Blick auf menschliche Beziehungen mit ihren Abgründen sowie soziale, politische und sexuelle Machtdynamiken. Gespickt mit persönlichen Erfahrungen thematisiert die Künstlerin in vielen ihrer Werke den weiblichen kollektiven Kampf um Anerkennung, Gleichberechtigung und Problemen, wie die gesundheitliche Gefährdung von Frauen durch restriktive Abtreibungsgesetze.

In Lissabon geboren und seit ihrer Ausbildung bis zu ihrem Tod vorwiegend in London ansässig, ist Paula Rego in ihren beiden Heimatländern längst eine Ikone der figurativen Malerei. In Großbritannien wird sie in einem Atemzug mit David Hockney, Francis Bacon und Lucian Freud genannt, in Portugal wurde für den Tag ihrer Beisetzung Staatstrauer ausgerufen. Das Kunstmuseum Basel bietet nun die wertvolle Gelegenheit, den bildgewordenen Machtkämpfen dieser einzigartigen Künstlerin persönlich zu begegnen. cs

Paula Rego. Machtspiele
Bis 2. Februar 2025
Kunstmuseum Basel

Katalog zur Ausstellung
232 Seiten, 180 Abbildungen in Farbe
deutsche und englische Ausgabe
Hirmer Verlag € 45,–