Neuer Sternenstaub
Japanische Lackkunst des 20. Jahrhunderts
No. 02/2020
Er hat einen tiefen, magischen Glanz und eine seidenglatte, warme Oberfläche. Mit seiner Resistenz gegen Hitze, Wasser und Säure ist der Lack Urushi, der synonym für die japanische Lackkunst steht, nicht nur den meisten synthetischen Kunststoffen überlegen, sondern besticht vor allem durch seine unvergleichliche Ästhetik.
Die Wurzeln der japanischen Lackkunst reichen weit zurück, Ausgrabungen belegen, dass bereits 300 v. Chr. Gefäße mithilfe des aus dem ostasiatischen Lackbaum gewonnenen Harzes bearbeitet wurden. Eine Besonderheit der japanischen Lackkunst ist das feine Einstreuen von Gold- oder Silberstaub in den noch feuchten Lack, der wie Kunststoff aushärtet. Viele Jahrhunderte lang waren die kostbaren Objekte dem Kaiserhaus und dem Adel vorbehalten.
Im Zuge der Öffnung Japans Ende des 19. Jahrhunderts begann auch für die Lackkunst eine neue Epoche. In der von politischen und kulturellen Umbrüchen geprägten Zeit trafen traditionelle Werte und moderne, meist aus dem Westen kommende Strömungen aufeinander. Neugegründete Kunstgesellschaften und Akademien unterstützten das individuelle Künstlertum, Lackkünstler begannen, sich kritisch-kreativ mit der jahrhundertealten Tradition auseinanderzusetzen und mit neuen Techniken zu experimentieren.
Unter dem Titel Breaking out of Tradition wird im März 2021 eine Ausstellung im Museum für Lackkunst, Münster, und mit einer zweiten Station im Rijksmuseum, Amsterdam, dieser Entwicklung nachspüren. Einen umfassenden Einblick vorab gibt ein gleichnamiges Kunstbuch, das anhand von zahlreichen Lackkunstwerken aus den Jahren 1890 bis 1950, die zum Teil erstmalig in Europa zu sehen sein werden, die bahnbrechende Entwicklung der Lackkunst detailgenau vorstellt. Der Katalog ist bereits im Hirmer Verlag in englischer Sprache erschienen und kostet € 45,–. um
Breaking out of Tradition Japanese Lacquer 1890-1950 Ab März 2021 Museum für Lackkunst, Münster Katalog zur Ausstellung Text: Englisch Hirmer Verlag € 45,-