Mit Pinsel und Lupe
Handkolorierte Kostbarkeiten
No. 02/2018
Seit Jahrhunderten brachten Illuministen handkolorierte Drucke zum Leuchten. Die individuelle Bemalung einer Grafik ist eine eigenständige Kunstform, die die Forschung bislang links liegen ließ. Mit einem Feuerwerk der Farbe bringt die Ausstellung Prachtvoll illuminirt diese Kunst in unser Bewusstsein zurück.

Josef Schönherr, Die Martinswand bei Innsbruck, aus der Sammelmappe Ansichten aus Tirol,
1832, Sammlung Frank Stuttgart
Zu Beginn des Illuminierens wurden vor allem Anfangsbuchstaben und Ornamente farblich ausgestaltet, später, wie bei Maria Sibylla Merian, kamen Tier- und Pflanzendarstellungen hinzu. Im 18. und 19. Jahrhundert entdeckte das wohlhabende bürgerliche Publikum diese Kunstform für sich, Illuminieren war en vogue. Hatten sich bisher vor allem Künstler und Handwerker dieser Technik bedient, fühlte sich nun auch der ambitionierte Laie befähigt, Freundschafts- und Poesiealben mit handkolorierten Werken zu schmücken. Mit dem Aufkommen der mehrfarbig gedruckten Chromolithografien endete um 1870 die 400 Jahre währende Tradition des Handkolorits in der Druckgrafik. „Wenn du es nur sehen könntest“, schrieb Johann Wolfgang von Goethe begeistert an Charlotte von Stein über einen illuminierten und ihn inspirierenden Stich. Die Chance, eine einmalige Zusammenschau von 200 ausgewählten Werken im Original und in dem prächtig bebilderten Katalog bewundern zu können, sollte man also laut Goethe keinesfalls verstreichen lassen. cv
Prachtvoll illuminirt Das Handkolorit in der Druckgrafik (1493–1870) Bis 15. August 2018 Museum Georg Schäfer Schweinfurt Ausstellungskatalog Hirmer Verlag € 39,90