Minimal Art

Entdeckung der Sinnlichkeit

No. 01/2022

Filz, Holz, Stahl, Stein, Aluminium oder Leuchtstoffröhren – die Minimal Art, die Anfang der 1960er Jahre in den USA entstand, wird vor allem mit industriellen Materialien, aber auch mit reduzierter Formensprache, geometrischen Kompositionen und einfarbigen Flächen in Verbindung gebracht. Was dabei leicht übersehen wird, ist die poetische und sinnliche Seite dieser Kunstrichtung. Diese ist in der Ausstellung Minimal Art. Körper im Raum im Hamburger Bucerius Kunst Forum noch bis zum 24. April erlebbar.

Dan Flavin, Untitled (to Barnett Newman) four, 1971, Christoph Seibt Collection Contemporary Art, Hamburg © Estate of Dan Flavin/VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Foto: David Zwiner Gallery, New York

Wer sich vor Dan Flavins Lichtkomposition untitled (to Barnett Newman) four im Raum bewegt und mit dem Körper ins farbige Licht eintaucht, wird staunend bemerken, dass er Teil des Werkes wird. Und wer seinen Fuß auf die Metallplatten der begehbaren Skulptur 45 Degree Swipe von Carl Andre setzt, spürt unmittelbar, was dies mit den Sinnen anstellt: Plötzlich ist es für den Kunstgenuss ganz nebensächlich, ob man Experte oder Laie ist, denn auch ohne Vorwissen sind diese Arbeiten für alle fühl- und erfahrbar. Die Demokratisierung der Kunst ist die große Errungenschaft der Minimal Art, die Betonung der Materialität der Werke und der Verzicht auf jedes illusionistische Geheimnis ermöglichen die frei zugängliche Erfahrung von künstlerischem Schaffen. Die Hamburger Ausstellung und der dazu erschienene Katalog  laden zu diesem Erlebnis mit 17 ikonischen Werken u. a. von Carl Andre, Dan Flavin, Donald Judd, Sol LeWitt, Robert Morris, Imi Knoebel, Charlotte Posenenske, Gerold Miller, Frank Gerritz und Jeppe Hein ein, die den Bogen von den 1960er Jahren bis heute spannen. cs

Cover für Minimal ArtMinimal Art
Bis 24. April 2022
Bucerius Kunst Forum Hamburg
Katalog zur Ausstellung
Hrsg. von Kathrin Baumstark
Text: Deutsch
128 Seiten, 76 Abbildungen in Farbe
Hirmer Verlag € 35,–