Mannsbilder

"Magst was trinken, Simon?"

No. 04/2015

Ziemlich genau sechs Jahre ist es her, dass der Wiener Schriftsteller Alfred Komarek seinen offiziell letzten Polt-Band vorgelegt hat.

In den letzten Jahren mussten die Liebhaber der Geschichten um den Inspektor Simon Polt schmerzlich befürchten, diese göttliche Quelle der Zerstreuung im Krimiformat könnte versiegen. Umso größer ist die Freude, dass der inzwischen pensionierte Gendarm aus dem Weinviertel ohne eine Spur von Gelenkschmerzen zurück ist. In dem neuen Band geht Polt, mittlerweile verheiratet und Vater von Zwillingen, unter die Weinbauern und lädt jeden ersten Sonntag im Monat in sein eigenes Presshaus ein. Zudem übernimmt er einen Kolonialwarenladen, der weitergeführt werden soll – von Ruhestand ist also keine Rede, denn eine schöne Leiche gibt es nebenbei bemerkt auch. Es sind die atmosphärischen Szenen im alten Weinkeller, der selbstgebrannte Trebernschnaps, das ewige Schweigen der Männer, der Genuss einer einfachen Käse- Wurstsemmel, die Überlegungen zum Nutzen eines Weinhebers, die Entdeckung von Quittenkäse oder der Vorteil eines Damenrades gegenüber einem Waffenrad im Alter, die Komarek in seiner melancholischen Erzählweise vor unseren Augen entstehen lässt. Jetzt bleibt nur noch der Traum von der Verfilmung in gewohnt hoher Qualität durch Erwin Steinhauer. Ein Krimi, der durch seine Stille überzeugt. cs

Alt, aber Polt 
Von Alfred Komarek
Haymon Verlag € 19,90