Malerfürsten

Die wahren Herrscher

No. 03/2018

Peter Paul Rubens wurde zugesprochen, er sei mit einer Goldkette dekoriert wie ein Ritter zu Pferde durch die Stadt geritten, Lord Leighton alias „Frederick der Große“ erhielt als erster englischer Künstler den Adelstitel, und Franz von Lenbach frönte einem rauschhaften Lebensstil, der Künstler aus ganz Europa nach München zog. Sie alle verbindet die Bezeichnung „Malerfürst“, ein Topos mit spannenden Facetten, denen die Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn nachgeht.

James Jacques Joseph Tissot, Mr. Frederic Leighton, Vanity Fair Karikatur, 29. Juni 1872, © Look and Learn/Peter Jackson Collection/Bridgeman Images

Aufmerksam zugewandt und Ruhe ausstrahlend, unter einem roten Baldachin thronend mit einer Ehrenkette um den Hals, im Rücken eine Figur der Personifikation der Vorsehung, so präsentiert sich Peter Paul Rubens in einer Ölskizze eines anonymen Meisters, der den Künstler königgleich mit Ehrenmotiven ausstattete und damit das älteste Abbild eines Malerfürsten schuf. „Er war majestätisch und menschlich zugleich, und edel in Manieren und Verhalten“, schilderte Giovanni Pietro Bellori posthum das würdevolle Verhalten des zum Ritter geschlagenen „Apelles“. Rubens, der durch seine Leistung in den Geldadel aufstieg, intensive Beziehungen zum Hofe pflegte und in seinem prachtvollen Atelierhaus Mitglieder der Königsfamilie empfing, gilt als Pionier und Inbegriff des „Malerfürsten“.

Mit Leihgaben aus Deutschland, England, Frankreich, Österreich, Polen, Schweiz und Ungarn widmet sich die Schau in Bonn dem europaweiten Phänomen der „Malerfürsten“, die gerade in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf so ungewöhnliche Weise einen rasanten Aufstieg verzeichneten und sich in der Gesellschaft etablierten. Wie die fundierte Ausstellungspublikation mit den Schlaglichtern „Marke Malerfürst“, „Ausstellungsstrategien“, „Künstlerfeste“, „München als Stadt der Malerfürsten“ sowie „Ehefrauen und ihre Rolle in der Gesellschaft“ preisgibt, sind die Erfolgsgeschichten so vielfältig wie die vorgestellten Persönlichkeiten samt ihrer Kunst, die uns in Kostümbildnissen und Karikaturzeichnungen mit einem Augenzwinkern begegnen: etwa Frederic Leighton, der mit seinem kühlen Klassizismus so erfolgreich war, dass er seine Einnahmen in Eisenbahnaktien anlegte; Hans Makart, der trotz der „rauschenden Ovationen für seine Person“ demütig seinen Hut zog und mit Jan Matejko, Mihály Munkácsy und Friedrich August Kaulbach Werke für gute Zwecke spendete; Franz von Stuck, dessen Gesellschaftsabende in den schummrigen Räumen seiner Jugendstil-Villa „zu den erlesensten und feinsten Genüssen der Münchener Vornehmheit“ zählten; oder Franz von Lenbach, dem der Fürstenstand wohl nicht mehr genügte: „Es gab Momente, wo nicht der Prinzregent Luitpold, sondern Lenbach der Herrscher von München war.“ af

 

Cover für Malerfürsten Malerfürsten
Bis 27. Januar 2019
Bundeskunsthalle Bonn
Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 45,–