Laute Stimme für Unterdrückte

No. 01/2022

Es war ein Ausnahmeleben: Frederick Douglass (1817/18–1895), als Sklave in die Tabakplantagen von Maryland geboren, wechselte im Kindesalter nach Baltimore, wo er mit Eigeninitiative, Hilfestellung aus seinem Umfeld und Fluchtversuchen in ein neues Leben startete. Eine Neuübersetzung seiner Autobiografie zeichnet das Porträt eines Menschen, der sich zeit seines Lebens für Freiheit und Gleichheit einsetzte und zur Ikone des afroamerikanischen Befreiungskampfes wurde.

„Ich durfte nicht bei ihr sein: weder als sie erkrankte noch als sie starb, und auch nicht, als sie beerdigt wurde. Sie war lange tot, bevor ich irgendetwas davon mitbekam. Da ich ihre wohltuende Gegenwart, ihre zärtliche und wachsame Fürsorge nie in nennenswertem Umfang genossen hatte, empfing ich die Kunde von ihrem Tod mit nahezu denselben Gefühlen, die ich beim Tod einer Fremden empfunden hätte.“ Mit dieser dramatischen Schilderung des Todes seiner Mutter, der er von Kindesbeinen an entzogen wurde, beginnt Frederick Douglass seine 1845 publizierte Autobiografie, in der er auf sein Leben als amerikanischer Sklave zurückblickt. Die jüngst erschienene Neuübersetzung führt die Alltagsgräuel der afroamerikanischen Sklav*innen vor Augen, die sich tagtäglich der Gewalt und Willkür ihrer „Herren“ ausgesetzt wussten.

In die Sklaverei hineingeboren, findet Douglass sich aber nicht mit seinem Schicksal als menschliches Werkzeug ab: Als Junge lernte er heimlich das Lesen und Schreiben, was ihn immer mehr über die menschenverachtende Unterdrückung und Ausbeutung der Afroamerikaner*innen erfahren ließ. Nach seiner geglückten Flucht schlug er einen aufsehenerregenden Weg als Aktivist und Politiker ein, was unter anderem 1872 in einer Kandidatur um die US-Vizepräsidentschaft gipfelte. fz

Mein Leben als amerikanischer Sklave
Von Frederick Douglass
Aus dem Amerikanischen von Hans-Christian Oeser
Gebunden, 154 Seiten
Reclam Verlag € 20,–