Kabuls Garten
Licht und Schatten in einer Stadt
No. 04/2022
Gärten sind in Kabul traditionell Ausdruck und Sinnbild von Kreativität, Heilkraft und Schönheit – das führt die Ausstellung im Kunstmuseum Thun vor Augen. Sie zeigt Arbeiten von 20 afghanischen und nichtafghanischen Künstler*innen, die Kabul als Stadt der blühenden Gärten und vom Krieg traumatisierter Metropole poetisch begegneten und das Thema überraschend variieren.

Latifa Zafar Attaii, One Thousand Individuals, 2021/22, Stickerei auf Passfotografie © Latifa Zafar Attaii
Der Garten sei „ein lebendiges Denkmodell als Beispiel für die Begabung des Menschen, sich an die Schönheit zu erinnern, sie zu gestalten und damit die Welt immer ein wenig besser zu machen“, heißt es im Begleitkatalog zur Ausstellung, die vom Verein Treibsand konzipiert wurde und eine Bandbreite von Installationen, Fotografien, Gemälden und Papierarbeiten zeigt. Die Afghanin Latifa Zafar Attaii etwa bestickt 1000 Passfotos ihrer Landsleute mit farbigem Baumwollgarn, macht damit ihre Gesichter unkenntlich, bietet ihnen so aber auch Schutz. Ihr Landsmann Baqer Ahmadi lässt sich in einem Videoclip als Sinnbild für Verschwendung mit Mehl und Honig überschütten, und die Kasachin Almagul Menlibayeva zeigt Fotografien und Videos heruntergekommener Landschaften Kasachstans als Dystopien. So unterschiedlich die Darstellungen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Es geht ihnen um die Kultivierung des Geistes und um Menschenwürde. mir
The Other Kabul Remains of the Garden Bis 4. Dezember 2022 Kunstmuseum Thun Katalog zur Ausstellung Text: Deutsch/Englisch Hirmer Verlag € 32,–