John Heartfield
Mit Bildgewalt gegen Krieg und Faschismus
No. 01/2020
John Heartfield gestaltete seine berühmte erste politische Fotomontage Nach 10 Jahren: Väter und Söhne 1924 zum zehnten Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs als Schaufensterdekoration für eine Berliner Buchhandlung. Die Illustration zeigt im Vordergrund Generalfeldmarschall Hindenburg, dahinter ein Spalier von Skeletten und zu deren Füßen eine Kinderarmee mit Pickelhaube und Gewehren. Eine drastische Politsatire mit gesellschaftlicher Sprengkraft. Das Bild musste seinerzeit aus dem Schaufenster entfernt werden, weil die Menschentrauben davor zu einem Verkehrschaos führten.

John Heartfield, Krieg und Leichen – Die letzte Hoffnung der Reichen, Doppelseite aus der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung, 1932, Nr. 18 © The Heartfield Community of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Akademie der Künste, Berlin
Der Publizist Adolf Behne bezeichnete Heartfields Werk 1931 als „Photographie plus Dynamit“. So heißen auch die Berliner Retrospektive sowie der im Hirmer Verlag erschienene Band über den Künstler, Grafiker, Dadaisten, Kommunisten, Bühnenbildner und Trickfilmgestalter John Heartfield, der visuell so einprägsam und radikal gegen Militarismus, Krieg und vor allem Faschismus agitierte wie kaum jemand in der Weimarer Republik. Das Herausragende ist, dass sie nicht nur zurückblicken auf das Wirken Heartfields, sondern auch überraschende Archivfunde präsentieren und zahlreiche Bezüge zur Gegenwart herstellen: „Heartfields aggressive Forderung nach Entlarvung der Lüge und politischer Aufklärung hat angesichts von Fake News, erstarktem Rechtsradikalismus und Hasstiraden in den sozialen Medien nichts von ihrer Aktualität verloren.“ mir
John Heartfield. Fotografie plus Dynamit 21. März bis 21. Juni 2020 Akademie der Künste, Berlin Katalog zur Ausstellung Dt. und engl. Ausgabe Hirmer Verlag € 39,90