Giambologna

Der neue Star der Medici

No. 02/2018

Michelangelo war der leuchtende Stern am Kunsthimmel von Rom und Florenz im 16. Jahrhundert. Wie es der junge Flame Giambologna schaffen konnte, in dessen Nachfolge eine fulminante Künstlerkarriere am Hof der Medici aufzubauen, dem spürt die Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit einer bisher unbeachteten Serie von Alabasterfiguren nach.

Giambologna, Aurora nach Michelangelo, Alabaster, um 1555/58 (?), Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung

Es war eine Studienreise nach Rom, die Giambologna auf dem Rückweg über Florenz führte, wo er einen Stopp einlegte. Möglicherweise besuchte er die Neue Sakristei der Kirche San Lorenzo und war überwältigt von den vier Allegorien der Tageszeiten, die, obwohl unvollendet, seit Kurzem auf den Sarkophagen der beiden Medici-Grabmäler installiert waren. Wegen ihrer revolutionären Nacktheit und neuartigen Posen genossen sie schon damals den Ruf von Meisterwerken. Das bezeugen auch die vier bemerkenswerten Statuetten aus der Dresdner Skulpturensammlung, die die Tageszeiten, stark verkleinert und aufwendig in Alabaster gearbeitet, reproduzieren. Sie gelangten offenbar als Geschenke von Cosimo de’ Medici vor 1574 an den Dresdner Fürstenhof. Wie die Ausstellung im Zwinger aufschlüsselt, könnte es sich hierbei um Frühwerke Giambolognas handeln, der alsbald zum Hofkünstler der Medici avancierte. af

 

Cover für Schatten der ZeitSchatten der Zeit.
Giambologna, Michelangelo
und die Medici-Kapelle
Ab 23. Juni 2018
Zwinger, Dresden

Ausstellungskatalog
Hirmer Verlag € 34,90