Friedl Dicker-Brandeis

Künstlerin und Philanthropin

No. 02/2022

Obwohl sie eine der bedeutendsten Schülerinnen des Weimarer Bauhauses war und in einem Atemzug mit Sophie Taeuber-Arp, Sonia Delaunay und Lucia Moholy genannt wird, ist Friedl Dicker-Brandeis (1898–1944) bis heute eher dem Fachpublikum bekannt. Ihre tragischen Lebensumstände hinderten die Künstlerin, ihr Werk vollenden zu können, dennoch hat sie ein herausragendes, vielseitiges Œuvre hinterlassen, das einen innovativen Beitrag in den Bereichen der grafischen Künste und Malerei, der Innenarchitektur, des Textildesigns sowie der Kunstpädagogik leistet. Die neu erschienene Monografie stellt Leben und Werk dieser multitalentierten Künstlerin ausführlich vor.

Friedl Dicker-Brandeis, Das Verhör, 1934, Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Foto: kunst-dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez

Friedl Dicker-Brandeis folgt 1919 ihrem Lehrer Johannes Itten, dessen Wiener Privatschule sie zuvor besucht hatte, an das Bauhaus nach Weimar, wo sie Weberei, Architektur, Innenarchitektur, Bühnenbild und Kostümbildnerei studiert. 1923 gründet sie mit dem befreundeten Franz Singer ein Atelier, das sich auf (Innen)Architektur spezialisiert und sehr erfolgreich ist. Anfang der 1930er Jahre gestaltet die politisch engagierte Künstlerin u.a. kommunistische Propagandaplakate als Fotomontagen. Sie gerät ins Visier der Polizei, wird verhaftet, verurteilt und schließlich begnadigt. Aus Angst vor weiteren Repressalien geht Dicker-Brandeis 1933 nach Prag. Dort wendet sie sich – mittlerweile verheiratet – verstärkt der Malerei und dem Kunstunterricht für Kinder zu. Auch als sie und ihr Mann Pavel 1941 in das Ghetto Theresienstadt deportiert werden, bleibt sie künstlerisch aktiv und setzt sich zudem unermüdlich dafür ein, Kinder zum Zeichnen zu animieren. Als Pavel im September 1944 ins Konzentrationslager nach Auschwitz verschleppt wird, folgt sie ihm und wird wenige Wochen später ermordet. cv

Cover für Friedl Dicker-BrandeisFriedl Dicker-Brandeis
Hrsg. vom LENTOS Kunstmuseum Linz, Brigitte Reuter-Doneus, Hemma Schmutz 
Text: Deutsch/Englisch
252 Seiten, 150 Farbabbildungen
Premiumausgabe: Halbleineneinband mit Prägung, Farbschnitt 
Hirmer Verlag € 39,90