Döllgast

Die Kunst zu ergänzen

No. 02/2018

Klaus Kinold, Treppenanlage in der Alten Pinakothek, Architekt: Hans Döllgast, © Klaus Kinold

Die einen lehnten ihn für sein „karges“, „ruinensentimentales“ „Flickwerk“ ab; die anderen verehrten ihn für die geniale Schlichtheit seiner Eingriffe, die dem Original Respekt zollten. Die Rede ist von dem deutschen Architekten und Hochschullehrer Hans Döllgast (1891–1974), der durch seinen schöpferischen Umgang mit kriegszerstörten Bauten in München nach 1945 bekannt wurde.

Hans Döllgast bewegte sich als Architekt zwischen den radikalen Modernen und den rückwärtsgewandten Historisten. Die handwerkliche Tradition perfekt beherrschend, war seine Maxime die Synthese aus Bewahrtem und Ergänztem. Mit sparsamsten Mitteln gelang es ihm, die historischen Wunden des Bauwerks zu heilen und seine Funktionalität wiederherzustellen, ohne dabei die Lesbarkeit seiner Geschichte kosmetisch wegzuschminken. In der Publikation Hans Döllgast: Schöpferische Wiederherstellungen führt der Münchner Fotograf Klaus Kinold mit zum Teil historischen Aufnahmen aus den 1980er Jahren in großer Faszination für diesen Baumeister durch die berühmten Werke Döllgasts, allen voran die legendäre Rettung der Alten Pinakothek in München. Das Buch ist, wie auch die Bände Rudolf Schwarz und Carlo Scarpa, in einer Reihe von Kinolds Architekturfotografien erschienen und begleitet die Innsbrucker Schau Klaus Kinold: Hans Döllgast und Rudolf Schwarz. Zwei Baumeister der anderen Moderne, die noch bis zum 9. Juni im „aut.architektur und triol“ läuft. cg

 

 

 

Cover für Hans DöllgastHans Döllgast
Schöpferische Wiederherstellung
Bis 9. Juni 2018
aut.architektur und Tirol, Innsbruck

Ausstellungskatalog
Hirmer Verlag € 35,-