Die Form des Unsichtbaren
Die Bildhauerin Rachel Whiteread
No. 01/2018
Von Caroline Klapp
Rachel Whiteread gibt dem Unsichtbaren eine Form und macht das Nichts sichtbar. Die britische Bildhauerin zählt seit über drei Jahrzehnten zu den wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. Das Belvedere 21 in Wien zeigt jetzt erstmals in Österreich eine Retrospektive der 1963 geborenen Londonerin. Davor war die Ausstellung in der Tate Britain in London zu sehen, am 16. September eröffnet sie in der National Gallery of Art in Washington.

Rachel Whiteread, Line Up, 2007/08, Privatsammlung, © Foto: Courtesy Rachel Whiteread und Mike Bruce
Mit ihren monumentalen Betonabgüssen ganzer Räume, Türen, Fenster und schließlich eines ganzen Hauses stellt die Künstlerin Sehgewohnheiten radikal in Frage und erweitert sie gleichermaßen um eine entscheidende Dimension. Denn es sind durchweg „Un-Orte“ beziehungsweise Leerräume, denen ihre Aufmerksamkeit gilt. Rachel Whiteread sucht diese bewusst und materialisiert sie durch ihre Gussplastiken. Ebenso verfährt sie mit Negativformen von Matratzen, Schachteln oder Wärmflaschen, die sie in durchsichtigem Harz, Gummi oder Gips ausgießt und so vom Alltagsgegenstand in feinstoffliche Skulpturen überführt.
In Wien liegt ein besonderer Ausstellungsschwerpunkt auf dem Holocaust-Mahnmal, das die Künstlerin im Jahr 2000 auf dem Judenplatz realisiert hat.
Rachel Whiteread Bis 29. Juli 2018 21er Haus, Museum für zeitgenössische Kunst, Wien Katalog Hirmer Verlag € 39,90