Das Gold der Ottonen

Kunst und Macht unter Kaiser Heinrich II.

No. 04/2019

Von Wilfried Rogasch

Gold ist seit über 6000 Jahren der begehrteste und kostbarste Werkstoff, den Herrscher zur Darstellung von Macht und Ruhm und die Kirche zur Ehre Gottes in verschiedenster Form verarbeiten ließen. Dies gilt im Besonderen für das Mittelalter, in dem sakrale Objekte oder weltliche Herrscherinsignien aus Gold entstanden, so auch in der Epoche Kaiser Heinrichs II.

Goldene Altartafel, vor 1019 © Paris, Musée de Cluny – Musée national du Moyen Âge, Foto: RMN-Grand Palais / Michel Urtado

1000 Jahre trennen uns von diesem letzten deutschen König und Römischen Kaiser aus dem Herrschergeschlecht der Ottonen und seiner Gemahlin Kunigunde. Heinrich war ab 995 Herzog von Bayern, ab 1002 ostfränkischer (deutscher) König und ab 1014 bis zu seinem Tod 1024 römischer Kaiser. Heinrich II. ist der einzige deutsche König, der heiliggesprochen wurde. Auf seine Kanonisierung 1146 folgte die seiner Gattin im Jahr 1200.

Ohne Zweifel hat sich Kaiser Heinrich im besonderen Maße um die Reichskirche verdient gemacht. Er gründete das Bistum Bamberg und stattete auch andere Bischofssitze reich mit Grundbesitz und Privilegien aus. Deutschland hatte keine Hauptstadt, Heinrichs Herrschaft war ein „Reisekönigtum“, um seine Macht jeweils vor Ort geltend zu machen. Daher war der Kaiser mit Gefolge häufig an Bischofssitzen zu Gast. So auch in Basel: Am 11. Oktober 1019 wohnte er der Weihe des Baseler Münsters bei.

Dieses 1000-jährige Jubiläum nahm Basel zum Anlass, 120 kostbare Exponate aus der Epoche Heinrichs leihweise aus Museen und Schatzkammern in einer glanzvollen Schau zu vereinen: Objekte aus Gold und Elfenbein, Buchmalereien, Textilien und archäologische Funde. Nicht weniger prachtvoll ist der Katalog ausgefallen, in dem auch Objekte abgebildet sind, die aus konservatorischen Gründen nicht reisen durften wie der Sternenmantel Heinrichs II. aus dem Bamberger Domschatz. Die kostbarste Leihgabe ist das Baseler Antependium, eine beeindruckende Altarverkleidung aus Gold, die sich in Paris befindet: Unter einer Rundbogenarkade erscheint Christus, zu seiner Rechten der Heilige Benedikt und der Erzengel Michael, zur Linken die Erzengel Gabriel und Raphael. Weiterhin sind die vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigkeit und Tapferkeit dargestellt.

Cover für Gold & RuhmGold & Ruhm
Bis 19. Januar 2020
Kunstmuseum Basel
Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 49,90