„Das Beste in jedem Einzelnen festhalten“

No. 01/2015

George Bernard Shaw spielte für ihn Cembalo, mit Frida Kahlo verband ihn eine leidenschaftliche, zehn Jahre andauernde Affäre, Claude Monet verließ für ihn sein Krankenbett, um sich am Seerosenteich ablichten zu lassen, und von Marilyn Monroe ist ein Aktfoto mit Widmung überliefert, deren Intimität seine Frau Peggy, die es erst nach seinem Tod in seiner Brieftasche fand, ins Grübeln gebracht haben dürfte.

Der amerikanische (1892–1965) muss nicht nur ein gutaussehender und charismatischer Mann gewesen sein, sondern war vor allem seit den späten 1920er Jahren ein äußerst erfolgreicher Künstler. Mit seinen Porträtaufnahmen berühmter Hollywood- und Theatergrößen, Literaten und bildender Künstler ist er als einer der innovativsten Fotografen Amerikas in die Fotogeschichte eingegangen.

Es ist kaum nachvollziehbar, dass Muray in Europa wenig bekannt ist, obwohl er wichtige Jahre in Deutschland verbrachte. Nach dem Studium an der Schule für Grafik in Budapest vervollständigte der gebürtige Ungar Muray (eigentlich Miklós Mandl) zwischen 1909 und 1913 seine fototechnische Ausbildung in Berlin. Mit 25 Dollar in der Tasche verließ er Deutschland und wanderte nach Amerika aus. In New York wurde er bald zu einem gefragten Porträtfotografen, der neben den bereits Erwähnten Prominente wie Marlene Dietrich, Fred Astaire, Jean Cocteau, Greta Garbo, Ingrid Bergman, Humphrey Bogart, Dwight D. Eisenhower, Scott Fitzgerald und Franklin Delano Roosevelt in Szene setzte. Insgesamt schuf Muray etwa 10 000 Porträts. Nach der Weltwirtschaftskrise wandte er sich verstärkt der Werbefotografie zu und gilt mit seinen frühen Aufnahmen für Coca-Cola oder Lucky Strike als einer der Pioniere der Farbfotografie.

Der Initiative der Stiftung Moritzburg in Halle ist es zu verdanken, dass dieser Künstler nun endlich in einer ersten Retrospektive in Deutschland und einem reich bebilderten Katalog, der in keinem Regal fehlen sollte, angemessen gewürdigt wird. um

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Nickolas Muray. Double Exposure
Bis 10. Mai 2015 Kunstmuseum Moritzburg, Halle

Mit Beiträgen von S. Grimberg, M. Hager, N. Muray 
Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 39,90