Claude Monet
Symphonie von Farbe und Licht
No. 04/2018
„In der Welt umherziehen und das Licht bewundern, das sie zum Leuchten bringt“ – vor allem das Spiel der Farben im Licht und die Reflexionen auf Wasseroberflächen inspirierten den Maler Claude Monet. Die Werke des bedeutendsten Impressionisten zählen heute zu erklärten Publikumslieblingen der Kunst.
Als Claude Monet 1874 in Paris seine Hafenansicht von Le Havre Impression, Sonnenaufgang der Öffentlichkeit präsentierte, taten die Kritiker seine Malweise abschätzig als „unvollendet“ und „verstörend“ ab. Ihr Urteil schloss auch Künstlerkollegen wie Renoir, Pissarro, Sisley, Cézanne, Morisot, Degas und Boudin ein, die gemeinsam mit Monet als Opposition zum Salon de Paris im Atelier des Fotografen Nadar ihre Werke ausgestellt hatten und allesamt als „Impressionisten“ betitelt wurden. Für die Sehgewohnheiten des Publikums war die Auflösung des Gegenständlichen im flimmernden Licht eine gleichermaßen rätselhafte wie bestürzende Angelegenheit. Claude Monet hatte schon während seiner Schulzeit in Le Havre zur Pleinairmalerei gefunden, nachdem ihn sein Mentor Eugène Boudin dazu angehalten hatte, das Zeichnen von Karikaturen aufzugeben, um mit ihm durch die Landschaft zu streifen. Wandelnde Lichtstimmungen und die sich dadurch verändernden Farben spielten ab dieser Zeit in Monets Bildern eine entscheidende Rolle. Nirgendwo besser als am Wasser konnte er diese flüchtigen Augenblicke einfangen: auf der Pariser Seine, der er mit seinem Atelierboot besonders nah war, in Argenteuil, in Vétheuil oder schließlich in der von ihm angelegten Gartenlandschaft Giverny. Zudem reiste Monet unermüdlich an die Küsten der Normandie, insbesondere in seine Heimatstadt Le Havre, und der Bretagne, nach London oder nach Norwegen.
Es ist eine ganz wunderbare Idee, eine Ausstellung zu konzipieren, die den Besucher anhand Monets Gemälden an diese Orte reisen lässt. Nach über 20 Jahren wird in der Albertina Wien eine große Retrospektive gezeigt, die den bezeichnenden Untertitel Die Welt am Fluss trägt. Rund 100 Gemälde aus dem eigenen Bestand, aber auch aus dem Who’s who der internationalen Sammlungen, darunter dem Musée Marmottan Monet, Paris, finden hier für wenige Monate zusammen. Werke, die als Serien angelegt wurden und heute in unterschiedlichen Ländern beheimatet sind, hängen wieder Seite an Seite. Das Parlament, Spiegelungen auf der Themse trifft auf die Variationen Sonnenuntergang und Möwen, und auch die 1889 entstandenen Creuse-Bilder im Sonnenlicht, bei
trübem Wetter, am Abend und bei Sonnenuntergang sind für kurze Zeit vereint. Natürlich fehlen auch die Seerosen-Bilder, Die Kathedrale von Rouen, der Getreideschober und Die Japanische Brücke nicht. Neben diesen bekannten Highlights gibt es auch frühe, vorimpressionistische Bilder sowie Monets Spätwerk zu entdecken, das in seinem Garten in Giverny entstanden ist. cv
Claude Monet Die Welt im Fluss Bis 6. Januar 2019 Albertina, Wien Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 39,90