Cao Fei

Ein Kunstprojekt mit Nebeneffekt

No. 04/2018

Von Caroline Klapp

Kaum eine Künstlerin aus China ist aktuell im Westen so gefragt wie Cao Fei: 2016 zeigte das MoMA PS1 eine erste umfassende Einzelausstellung der in Peking lebenden Medienkünstlerin, im letzten Jahr hat sie den BMW Art Car gestaltet, und aktuell sind ihre multimedialen Installationen,  Videoarbeiten und Zeichnungen in einer groß angelegten Schau im K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zu sehen.

Cao Fei, My Future Is Not A Dream 03, 2006, Courtesy of the artist and Vitamin Creative Space, Foto: © Cao Fei © Kunstsammlung NRW

In der persönlichen Auseinandersetzung mit der Kultur und der Gesellschaft ihres Heimatlandes macht die heute 40-jährige Künstlerin den enormen Wandel des urbanen Raums in der Volksrepublik, die medialen Einflüsse der Pop- und Jugendkultur aus dem Ausland sowie die rasante Entwicklung der digitalen Welt zu ihrem Thema. Wie viele junge Chinesen ihrer Generation sucht Cao Fei nach Wegen und Ausflüchten aus einer Realität, die von extremer Disziplin und der ständigen Notwendigkeit nach Anpassung an Veränderung geprägt ist. In ihren multimedialen Arbeiten spielt sie mit Phänomenen wie „Second Life“ und „Fake News“ und bedient sich auf hintergründig-humorvolle Weise genau derselben Strategien: Über vermeintlich wahrhaftige Bilder erschafft die Künstlerin virtuelle Parallelwelten, in denen sich die Akteure losgelöst von gesellschaftlichen Zwängen bewegen können. Ein großartiges Beispiel dafür ist das Projekt Whose Utopia? aus dem Jahr 2006. Es zeigt Menschen, die in ihrem profanen Arbeitsumfeld, riesigen Lager- oder Fabrikhallen, ihre eigenen Fantasien ausleben, indem sie tanzen oder Musik machen. Daraus entstehen Bilder, die wie surreale Traumsequenzen wirken. Die Tatsache, dass das Kunstprojekt für einige der teilnehmenden Arbeiter tatsächlich der Impuls war, ihr Leben zu ändern, ist für Cao Fei ein willkommener Nebeneffekt. Die Ausstellung im K21, zu der im Hirmer Verlag ein Katalog mit dem Werkverzeichnis des gesamten Œuvres der Künstlerin erschienen ist, ist noch bis zum 13. Januar 2019 zu sehen. ck

Cover für Cao FeiCao Fei
Bis 13. Januar 2019
Kunstsammlung NRW - K21 Ständehaus

Katalog zur Ausstellung
Hirmer Verlag € 30,—