Auf Leben und Tod

No. 03/2013

Düstere Themen waren beliebte Sujets der romantischen Malerei. Kaum ein Künstler stellte jedoch das Ringen um die menschliche Existenz mit solch einer Eindrücklichkeit in den Mittelpunkt seines Schaffens wie der französische Maler Théodore Géricault (1791–1824). In einer ersten Einzelausstellung in Deutschland widmet sich die Schirn Kunsthalle seinem Gesamtwerk.

Theodore Gericault, La monomane de l´envie 1819/20

Theodore Gericault, La monomane de l´envie 1819/20

Es sind vor allem die die Todgeweihten, die Gequälten, die Wahnsinnigen und Außenseiter, die Théodore Géricault in seinen Bildern festhält. Als einer der wichtigsten Vertreter der revolutionären romantischen Malerei in Frankreich machte er das physische Leiden und die psychische Qual des Menschen zu einem bildwürdigen Thema. In Vorbereitung auf sein berühmtes, 1819 entstandenes Werk Floß der Medusa, das die apokalyptische, auf eine wahre Begebenheit zurückgehende Situation einer Gruppe Schiffbrüchiger zeigt, skizzierte Géricault in Pariser Krankenhäusern Kranke, Tote und abgetrennte Gliedmaßen.

Drastischer Realismus

Sein Blick zwischen Abscheu und Ekel, unsentimentalem Interesse der Wissenschaft und Bewahrung der Würde des Dargestellten spiegelt sich auch in seinen eindrücklichen Porträts von Geisteskranken wider. Géricaults neuartige Darstellungen existenzieller Situationen sind von einem drastischen Realismus geprägt und Ausdruck von Modernität. Die Ausstellung Géricault: Bilder auf Leben und Tod lässt Théodore Géricaults Werke mit Arbeiten von Zeitgenossen wie Francisco de Goya, Johann Heinrich Füssli oder Adolph Menzel in einen spannenden Dialog treten und stellt damit das traditionelle Verständnis von Realismus und Romantik als sich zwei einander ausschließende Epochenstile in Frage. um

 

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Géricault: Bilder auf Leben und Tod 
Schirn Kunsthalle Frankfurt 18. Oktober bis 26. Januar 2014 
www.schirn-kunsthalle.de

Hg. Gregor Wedekind
Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 39,90