Atmosphärisch

Die Welt als Parkplatz

No. 04/2017

Nüchterne Parkdecks vor atemberaubenden Panoramen, regennasse Parzellen, die eine illuminierte Brücke spiegeln, oder rissige Teerdecken in the middle of nowhere, die sich die Natur zurückholt – über 18 Jahre fotografierte Erik Chmil leere Parkplätze auf verschiedenen Kontinenten. Sein Bildband Solitude präsentiert knapp 100 Bilder, in denen es „abgesehen von der formalästhetischen Struktur vor allem um die Stimmung geht.“

Erik Chmil, Hongkong, 2013, © Erik Chmil

Es war anfänglich ein Nebenprodukt seiner Arbeit, das sich zu einer Serie entwickelte: Erik Chmil, der für namhafte Automobilunternehmen hinter der Kamera steht, lichtete jeweils vor der Produktion einer Werbekampagne den leeren Parkplatz ab, um Blickwinkel für die Fahrzeuge auszuloten und Einstellungen vorzunehmen. Irgendwann wurde er sich der besonderen Atmosphären bewusst und suchte gezielt nach Plätzen, die zwar dafür da sind, um Autos abzustellen, aber durch ihre Leere etwas anderes implizieren: „Mobilität lediglich als Möglichkeit. Frei vom Ziel, wenn man so will. Im Augenblick und ohne Zweck. Also: Kunst.“ Eine Auswahl von Fotografien, die er rund um die Welt aufnahm – in New York, Chicago, Miami, Buenos Aires, Hongkong, Dubai oder Kapstadt, Australien, entlang der Pazifikküste, in Barcelona, Oslo, Marseille bis hin zum Garagenhof seiner Kindheit in Leverkusen ‒ sind nun vereint in einem Bildband des Hirmer Verlags. Der Titel Solitude münzt auf die Einsamkeit der Orte, die „etwas erzählen, das mit Menschen zu tun hat“, aber auch auf die Aufnahmetechnik des Fotografen abseits der Gepflogenheiten von Werbefotografie. Denn egal ob in Megacitys oder in der Ödnis, oft wartete Chmil mehrere Stunden,bis alles passte unter der Prämisse: „kein zusätzliches Licht, keine Straßensperrung, kein großes Set. Nur die Kamera und ich.“ af

Cover für Erik ChmilErik Chmil. Solitude
von Petra Giloy-Hirtz
dt./engl. Ausgabe
Hirmer Verlag € 39,90