Agnes Pelton

Lichtbotschaften an die Welt

No. 04/2022

Leuchtende Pastellfarben, hochsymbolisch und abstrakt – Agnes Pelton feiert in ihren spirituellen Bildern ein Fest der Farben und Formen. Eine erste deutschsprachige Monografie würdigt Leben und Werk einer Künstlerin, die in Stuttgart geboren wurde, in Amerika Landschaften als bildnerischen Ausdruck entdeckte und in Auseinandersetzung mit Philosophie, Transzendentalismus und Symbolismus ihre Bildsprache entwickelte.

Agnes Pelton, Being, 1926, Alexandre Gallery, New York

Als eine „Oase der Schönheit“ bejubelte die amerikanische Presse das Werk von Agnes Pelton (1921–1961) zu ihren Lebzeiten: sensible Bildschöpfungen, die Himmel und Erde, Raum und Spiritualität, Licht und Farbe verschmolzen, doch nach dem Tod der Künstlerin „lange Zeit aus dem Fokus der Öffentlichkeit“ verschwanden, wie der Kurator Gilbert Vicario der großen Retrospektive am Phoenix Art Museum 2019 beschreibt.

Pelton, die als Tochter von Amerikanern in Deutschland zur Welt kam, startete mit 14 Jahren ihre künstlerische Karriere am Pratt Institute in Brooklyn und arbeitete an der Ipswich Summer School in Massachusetts, bevor sie nach Long Island zog und in einer historischen Windmühle ihr Atelier einrichtete. Hier entstanden neben konventionellen Landschaften und Porträts auch ihre ersten abstrakten Gemälde, darunter die biomorphe Komposition Being, die „wie kleine Fenster“ den Blick ins Innere öffnen: „Eine innere Welt anstelle einer äußeren Landschaft“, wie Agnes Pelton 1929 ihre Bildfindungen erklärte. Nur drei Jahre später entzog sich die Künstlerin vollends allen Trubels und übersiedelte nach Cathedral City, einen kleinen Ort in der Wüste Kaliforniens. Beeinflusst von der kargen und abstrakten Landschaft schuf sie dort fulminante Werke, die ihre Gefühlszustände unter anderem in bühnenhaften Felsformationen, tiefen Horizontlinien und ätherischen Lichtschleiern einfingen. Nicht zuletzt damit erregte sie international Aufsehen auf Ausstellungen und begründete „ihren wichtigen künstlerischen Beitrag zur amerikanischen Moderne“, der heute, rund 60 Jahre nach ihrem Tod, den Weg in die Museen findet und gebührende Würdigung erfährt. aw

Cover für Agnes PeltonAgnes Pelton
Junge Kunst, Band 40
Von Gilbert Vicario
64 Seiten, 55 Farbabbildungen
Klinkhardt & Biermann Verlag
€ 12,90

englische Ausgabe:
Hirmer Verlag € 12,90