Ägypten

Aufbruch in ein Goldenes Zeitalter

No. 02/2013

Schätze. Man muss sie aufspüren, entdecken und sich ihnen langsam nähern. Eine neue Perle in der Münchener Museumslandschaft ist das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst. Gut getarnt in dem Gebäudekomplex, den sich das Museum und die Hochschule für Fernsehen und Film teilen, verbergen sich in der Tiefe hinter einer kleinen Tür die Grabkammern der Pharaonen.

Sargmaske der Satdjehuti, 17. Dynastie, um 1575 v. Chr.

Sargmaske der Satdjehuti, 17. Dynastie, um 1575 v. Chr.

Das Untergeschoss des Neubaus an der Gabelsbergerstraße musste nach der Übergabe durch das Architekturbüro Peter und Gottfried Böhme zwei Jahre lang leerstehen. Blanke Betonwände teilen die 1800 Quadratmeter Fläche in einzelne Kammern ab und gruppieren sie um ein Atrium, das sie mit Licht versorgt. Während die Hochschule für Fernsehen und Film längst die oberen Etagen bezog, trockneten unten die Mauern vollständig aus, bevor die „neuen Mieter“ vor knapp drei Wochen vis-à-vis der Alten Pinakothek einziehen durften: Pharaonen, Götter, Würdenträger, Sphinx-Figuren, Katzenmumien, Schrifttafeln und ein Obelisk. Zeugnisse aus fünf Jahrtausenden Kulturgeschichte, die Jahrzehnte lang beengt im Nordtrakt der Residenz untergebracht waren.

Ein feierlicher Staatsakt

In einer Prozession vom Odeonsplatz in die Maxvorstadt erreichten am 9. Juni die letzten Stücke der Sammlung sicher das Ziel. Die Öffentlichkeit konnte dabei zusehen, wie Sylvia Schoske, die Museumsdirektorin, in Begleitung von Ministerpräsident Seehofer und einer Polizeieskorte eine 4000 Jahre alte Büste des Pharaos Amenemhet überführte. Sie bildete das Schlusslicht der insgesamt 8000 Exponate, von denen 2000 auf der ums Dreifache angewachsenen Ausstellungsfläche ihre Wirkung entfalten. In den einzelnen Räumen, die nach ägyptischen Grab- und Tempelanlagen gestaltet sind, gruppieren sich kolossale Figuren neben Miniaturen, darunter Leihgaben der Republik Sudan oder aus Privatbesitz. Sie sind nicht chronologisch geordnet, sondern nach den Themenkomplexen „Pharao“, „Fünf Jahrtausende“, „Jenseitsglaube“, „Religion“, „Ägypten in Rom“, „Nach den Pharaonen“, „Schrift und Text“, „Kunst-Handwerk“, „Nubien und Sudan“ und „Alter Orient“.

Restauriert und neu gesockelt

Exponate mit 2000 Jahren „Altersunterschied“ stehen Schulter an Schulter und zeigen, dass die Ägypter eine handwerkliche Tradition und einen Formenkanon entwickelten. Sylvia Schoske ist wichtig, dass die Objekte im Vordergrund stehen und die Ausstellungstexte sich unterordnen. Tischplattengroße Touchscreens ermöglichen dem Besucher, das jeweilige Raumthema zu erschließen. Ein Höhepunkt unter den Exponaten ist ein acht Meter langes, 4500 Jahre altes Totenbuch. Bei der Entschlüsselung der Texte ist auch hier die Technik behilflich. Noch tiefer in die Unterwelt steigt man am 11. Oktober ein, wenn der Komponist Mark Polscher, ein Schüler Karlheinz Stockhausens, seine eigens für die Räume komponierte Klanginstallation aufführt. Spätestens dann wird das Ägyptische Museum in ein goldenes Zeitalter aufbrechen. af

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst 
Arcisstraße 16 80333 München 
www.aegyptisches-museummuenchen.de