Spielerisches Temperament
Peter Schermuly: Ein Künstler zum Entdecken
No. 03/2015
Das Werk des Malers und Wahlmünchners Peter Schermuly (1927–2007) ist bisher eher Insidern vertraut, da seine Bilder wenig in öffentlichen Sammlungen vertreten sind. Mit dem jüngst erschienenen, hochwertig ausgestatteten Catalogue raisonné, wird sein gesamtes Oeuvre erstmals ausführlich gewürdigt.
Schermuly, der durch seinen ersten Lehrer Otto Ritschl Ende der 1940er Jahre mit der abstrakten Malerei in Berührung kam, begann in den 60er Jahren, sich von der ungegenständlichen Malerei zu lösen. „Im eigentlich Abstrakten fand sein spielerisches Temperament ganz von selbst zur konkreten körperlichen Form zurück“, formuliert es sein langjähriger Wegbegleiter und Mitherausgeber des Bandes, Martin Mosebach, in einem der Essays. Neben ihm kommen im reichbebilderten Katalog u.a. auch der Malerfreund Stephen McKenna zu Wort sowie der Künstler selbst. Anhand früher Texte kann man die fast magische Bedeutung, die Farbe in den Gemälden von Schermuly einnahm, nachvollziehen: „Zum Schluß, wenn das Bild geboren ist, scheint das Modell gesiegt zu haben. Auf der Leinwand stehen nun Frau, Apfel, Stein, unverkennbar im Schimmer der ihnen eigenen Farbigkeit. Und doch will es scheinen, daß die Stäbe des Käfigs, in dem das Sujet meine Farben gefangen hält, zittern. Aus dem Apfel wird unversehens eine Blutlache, aus dem Stein eine wüstenhafte Ebene.“ cv
Schermuly - Catalogue raisonné Hrsg. von Martin Mosebach, Brigitte Schermuly Hirmer Verlag € 98,–